Ein Jahr nach Legalisierung: So entspannt läuft es im Chemnitzer Cannabis-Club

Chemnitz - Seit gut einem Jahr ist Cannabis legal - unter strengen Auflagen. In Altchemnitz wurde daraus ein Vorzeigeprojekt: Der "Firstclass Cannabis Social Club" ist mittlerweile auf rund 200 Mitglieder angewachsen. Club-Chef Martin Sinang (46) zieht im Gespräch mit TAG24 Bilanz. Und die fällt eindeutig aus: "Ein Erfolg und eine gute Sache - auch wenn’s anstrengend war."

Clubchef Martin Sienang (46) kontrolliert regelmäßig die Pflanzen in der Plantage.  © Uwe Meinhold

Einmal pro Woche holen sich die Mitglieder in Chemnitz ihre legalen Blüten ab. Künftig soll die Ausgabe auf zwei bis drei Tage pro Woche erweitert werden.

Was Sinang am meisten überrascht hat: "Unser ältestes Mitglied ist über 90." Vom Lehrling bis zum Anwalt sei alles dabei, sogar Gäste aus Bayern kämen vorbei. Einer der Kunden, Tony (26, Name geändert) aus Annaberg-Buchholz, erzählt: "Früher hab ich auf der Straße gekauft. Jetzt weiß ich, was ich rauche."

Der Club bietet zwei Mitgliedsmodelle, aktive und fördernde Mitglieder. Letztere leisten 60 Arbeitsstunden im Jahr ab und erhalten im Gegenzug Preisnachlass beim Erwerb. Ein Gramm Cannabis kostet zwischen 6 und 8 Euro je nach Mitgliedschaft.

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Über 21-Jährige dürfen 25 Gramm pro Tag mitnehmen, maximal 50 pro Monat. Unter 21 Jahren liegt die Monatsgrenze bei 30 Gramm. Die Mitgliedschaft kostet 150 Euro Aufnahme- und 150 Euro Jahresbeitrag.

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Getrocknete weibliche Blüten werden zur Ausgabe abgewogen.  © Uwe Meinhold
Clubchef Martin Sienang (46, r.) an der Ausgabe mit Vereinsmitglied Tony (26, l.).  © Uwe Meinhold

Hohe Sicherheitsmaßnahmen für Chemnitzer Cannabis-Club

Der "Firstclass Cannabis Social Club" hat seinen Sitz in der Altchemnitzer Hermann-Pöge-Straße.  © Uwe Meinhold

Der Club selbst gleicht einem Hochsicherheitstrakt. "Bevor man zum Blüteraum kommt, muss man fünf Sicherheitstüren passieren. Alles ist videoüberwacht", so Sinang.

Zwei Sicherheitskräfte sind bei jeder Ausgabe vor Ort. Die Pflanzen werden im eigenen Anbau großgezogen, über 1000 Stück aktuell.

Die Qualität wird regelmäßig getestet. Der Chef fährt dazu persönlich regelmäßig nach Berlin. Die Behörden kontrollieren ebenfalls regelmäßig, "die Zusammenarbeit ist gut".

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Trotz möglicher politischer Änderungen sieht Sinang der Zukunft gelassen entgegen: "Wir haben eine siebenjährige Anbaulizenz. Rückgängig machen lässt sich so ein Gesetz nicht so einfach."

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