Besetzer räumen Chemnitzer Schauspielhaus: Doch Ruhe kehrt nicht ein
Chemnitz - Die Besetzer des alten Schauspielhauses haben das Gebäude in Chemnitz wieder verlassen. Ruhe kehrt dennoch nicht ein. Denn das Protestbündnis "C the Closed" bleibt bestehen.

"Wir wollten ein deutliches Zeichen gegen die Kürzungspläne in Kultur und Sozialem setzen. Das ist gelungen", bilanziert Sprecher Alexander Ganz-Kuhl (28), selbst Schauspieler am Theater Chemnitz.
Die Besetzung sei vorbei, der Protest aber keineswegs zu Ende: "Das Aktionsbündnis bleibt. Wir sind aber auch alle Lohnarbeiter."
Was das Bündnis als Nächstes plant? Noch geheim. Nur so viel: "Wir bleiben laut und sichtbar. Auch das ist Kulturhauptstadt", sagt Ganz-Kuhl.
Eine konkrete Reaktion aus dem Rathaus blieb bisher aus: "Wir hätten uns am Wochenende mehr inhaltliche Auseinandersetzung mit unseren Forderungen gewünscht", so Ganz-Kuhl.
Den symbolischen "Europäischen Kürzungspreis", den die Aktion der Stadt Chemnitz verliehen hatte, wollen die linken Kulturleute wahrscheinlich am Mittwoch zur Stadtratssitzung an OB Sven Schulze (53, SPD) überreichen.

Nach Protest-Aktion: Gebäude wird besenrein hinterlassen

Die Besetzer des Schauspielhauses haben das Gebäude wieder verlassen und dabei selbst den Wischmopp geschwungen. Am Montag wurde ordentlich sauber gemacht: "Wir wollen das Haus so hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben", erklärte ein Mitglied der Gruppe.
Mit Lappen, Reinigungsmitteln und Besen wurden Spuren der mehrtägigen Aktion beseitigt. Sogar die Toiletten blitzten am Ende wieder.
Wie die Gruppe überhaupt in das verschlossene Gebäude gelangte, ist weiterhin unklar. "Eine Entscheidung über eine Anzeige ist noch nicht getroffen", sagte Stadtsprecher Matthias Nowak (56). Klar ist: Vonseiten der Stadt war das Haus verschlossen.
Am Sonntagabend verabschiedeten sich die Aktivisten mit Theater: Auf der Bühne des Figurentheaters wurde das Stück "Die Besetzung" aufgeführt - thematisch passend, denn es handelt von radikalen Kürzungen im Theaterbetrieb.
Ergänzt wurde der Abend durch die Performance "lost.lost.lost." aus dem Nachtschicht-Programm. Rund 200 Besucher kamen mit viel Zuspruch und Unterstützung.
Ganz-Kuhl: "Viele brachten uns Essen vorbei oder boten Hilfe an. Für uns war es ein Highlight, nach vier Jahren wieder im Schauspielhaus zu spielen."
Titelfoto: Sven Gleisberg