Kita-Zoff ums Pausenbrot in Chemnitz: Vesper mitbringen verboten!
Chemnitz - Vesper verboten! Das Mitbringen von Frühstück, Brotboxen und Mittagessen ist in etlichen Chemnitzer Kitas untersagt. Gerade vor dem Hintergrund der immens gestiegenen Essenspreise sorgt diese Praxis für Kopfschütteln bei Elternvertretern und Politik.
Franziska Jahn (38), Vorsitzende des Stadtelternrates (StER), erzählt, dass das Verbot von Mitgebrachtem in "fast allen" Chemnitzer Einrichtungen herrsche. Stattdessen müssen Eltern die Mahlzeiten in den Kitas erwerben.
Neben dem Mittagessen, das in Chemnitz derzeit bei rund 5 Euro liegt, kosten Frühstück und Vesper in der Regel noch einmal jeweils einen Euro.
Mit Qualitätsunterschieden: "Bei der Vesper reden wir manchmal von einem eingepackten Keks."
Aber warum das Verbot?
"Eine mögliche Einschränkung könnte sein, dass die Kühlgeräte der Essensversorger/Caterer der Lebensmittelüberwachung unterliegen und diese für die Lagerung selbst mitgebrachter Brotdosen nicht genutzt werden dürfen", mutmaßt Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos).
Mitgebrachte Vesper verboten: Es hagelt Kritik!
StER-Vorsitzende Jahn kann das Argument nicht nachvollziehen: "Wie gestört kann eine Kühlkette sein, wenn ein Frühstück um 6 Uhr zubereitet und um 7 Uhr verzehrt wird?"
Die 38-Jährige vermutet eher wirtschaftliche Beweggründe bei Einrichtungen und Essensversorgern.
Und sie befürchtet, Eltern könnten ihre Entscheidung für eine Kita bald von den Kosten abhängig machen: "Dabei sollte das pädagogische Konzept im Vordergrund stehen."
Auch bei Linken-Stadträtin Sabine Brünler (37) stößt das Vesper-Verbot auf Unverständnis.
"Wenn seitens des Elternrates gesagt wird, dass Speisen mitgebracht werden wollen, dann muss das auch möglich sein", fordert sie.
Titelfoto: Kristin Schmidt, Maik Börner