Neue, alte Fenster sorgen im Chemnitzer Rathaus für Durchblick

Chemnitz - Das Chemnitzer Rathaus bekommt seine Bleiglasfenster zurück. Seit vergangener Woche tauschen Bautischler die Behelfsfenster an der Ecke beim Roland gegen neue Fenster nach historischem Vorbild. Am Mittwoch setzten sie das Fensterbild im Ratssaal ein, das eine historische Ansicht des Alten Rathauses zeigt.

Bautischler Valentin Bube (25) steht an einem der überarbeiteten Bleiglasfenster.
Bautischler Valentin Bube (25) steht an einem der überarbeiteten Bleiglasfenster.  © Uwe Meinhold

Im Ratssaal zieht es. Die Fenster sind ausgebaut. Besprechungstische und Boden sind abgedeckt. Tischler bauen alte Holzrahmen ab und tragen sie aus dem Saal.

"Wir schleppen die Scheiben eigenhändig hier hoch", sagt Valentin Bube (25) von der Tischlerei Schmidt aus Oldersleben (Thüringen).

Er erklärt: Wie das Original sind auch die neuen Exemplare Verbundfenster. Das heißt, außen befindet sich eine Fensterscheibe mit weißem Rahmen, die zum Außenbild des Neuen Rathauses passt.

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Innen gibt es eine zweite Scheibe, bestehend aus dem historischen Bleiglas. Beide sind miteinander verbunden und lassen sich gemeinsam öffnen.

Zimmerer-Lehrling Hannes Spring (20) stellt die Fensterflügel ein.
Zimmerer-Lehrling Hannes Spring (20) stellt die Fensterflügel ein.  © Uwe Meinhold
Insgesamt wurden 18 Fensterscheiben restauriert. Vier davon zeigen eine historische Ansicht des Alten Rathauses.
Insgesamt wurden 18 Fensterscheiben restauriert. Vier davon zeigen eine historische Ansicht des Alten Rathauses.  © Uwe Meinhold

Modernisierung verbessert zudem den Wärme- und Schallschutz

Tina Graban (41) arbeitet beim Bauamt der Stadt und betreute den Fenstertausch als Projektleiterin.
Tina Graban (41) arbeitet beim Bauamt der Stadt und betreute den Fenstertausch als Projektleiterin.  © Uwe Meinhold

"Wir haben das alte Erscheinungsbild auf neumodisch hergestellt", sagt Bube. Eine Besonderheit gibt es: Die Scheiben innen lassen sich einfach wieder abnehmen.

Die Konstruktion hat Bubes Kollege Falk Zimmermann gebaut. Der ist allerdings nicht vor Ort: "Die Fenster hier hochzutragen, ist eine riesige Buckelei", so Bube. "Das wollten wir Falk, der das alles gebaut und geklebt hat, nicht antun!"

Die Bleiverglasung musste aufgrund ihres Alters und wegen Witterungseinflüssen überarbeitet werden. Tina Graban (41) vom Bauamt betreute das Projekt und erklärt: "Das Bleinetz musste neu gefasst werden, weil es nicht mehr stabil war. Das ist aber erst in der Glaserei aufgefallen."

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Die Modernisierung verbessert zudem den Wärme- und Schallschutz. Die Kosten dafür liegen bei 230.000 Euro.

Ein Bau mit Geschichte

Ansicht des Neuen Rathauses um 1955.
Ansicht des Neuen Rathauses um 1955.  © Deutsche Fotothek

Das Alte Rathaus in Chemnitz stammt noch aus dem 15. Jahrhundert - ein echtes Stück Stadtgeschichte!

Über Jahrhunderte immer wieder umgebaut, bekam es 1907 einen modernen Nachbarn: das Neue Rathaus, entworfen von Stadtbaurat Richard Möbius.

Hier trifft Jugendstil auf Geschichte mit dem berühmten Carillon-Glockenspiel, dem fünf Meter hohen Roland und Max Klingers eindrucksvollem Wandgemälde "Arbeit - Wohlstand - Schönheit".

Im Krieg schwer getroffen, wurde das Alte Rathaus in den 1950er-Jahren wieder aufgebaut.

Wahrscheinlich gab es damals auch Arbeiten an den Fenstern im Neuen Rathaus. Das legen Zeitungsschnipsel nahe, die Tischler bei den aktuellen Arbeiten an den Bleiglasfenstern entdeckt haben.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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