Unscheinbare Denkmal-Schätze: Chemnitzer Verein kümmert sich um vergessene Häuser
Chemnitz - Die ehemaligen Fabriken von "Wanderer" oder "Diamant" in Chemnitz kennen vermutlich die meisten. Kleinere Gebäude mit wichtiger Historie fallen oft durchs Raster. Der Heimatverein Reichenbrand widmet sich vergessenen Denkmälern und historischen Häusern im Chemnitzer Westen, macht sie für Bewohner und Touristen mit Schautafeln sichtbar.

So thront an der Zwickauer Straße 351 beispielsweise die ehemalige Wasserburg Höckericht. Sie wurde im 13. Jahrhundert gegründet.
"Im Besitz des Benediktinerklosters Chemnitz erfolgte der Ausbau zur Wasserburg und zum Gerichtssitz", so Gert Rehn (76) vom Heimatverein. Nach der Reformation war das Anwesen Rittergut, 1913 in Besitz der Stadt und ist heute in Privatbesitz.
Einige Hundert Meter stadtauswärts, ebenfalls an der Zwickauer Straße, steht mit dem "Clubkino Siegmar" das älteste Kino der Stadt. Das Jugendstil-Gebäude von Richard Koppe wurde 1914/15 erbaut. Schon nach fünf Jahren wurde es auf 300 Sitzplätze erweitert, 1937 kam ein Kinosaal mit 600 Plätzen dazu. Seit 1982 kennen es die Chemnitzer als "Clubkino Siegmar" mit seinen markanten Sesseln und Tischen.
In der Rosmarinstraße 23 ist das Geburtshaus des Architekten Frei Otto (1925-2015) zu finden. Sein Markenzeichen waren zeltartige Dachkonstruktionen. Das ist gut am Olympiastadion München zu erkennen, das er mit einem Kollegen plante. "Die Natur war sein großes Vorbild." Bis zum Abitur lebte er in der Villa.




"Wir als Heimatverein Reichenbrand haben sieben Tafeln gefertigt"

Weiter westlich, in der Nevoigtstraße, befinden sich nicht nur die ehemaligen "Diamant"-Werke, sondern auch die Fabrikantenvilla der Gebrüder Nevoigt. Auf dem Gelände der Nummer 18 ließ Friedrich Nevoigt 1905 das Wohnhaus erbauen. Heute sind dort die Tierparkverwaltung und der Förderverein ansässig.
"Wir als Heimatverein Reichenbrand haben sieben Tafeln gefertigt. Die Vereine von Schönau und Wittgensdorf jeweils zehn", sagt Gert Rehn. Vorangetrieben wurde das Projekt mit der CWE und dem Stadtarchiv. Die Finanzierung wurde durch die Vereine und die Bürgerplattform Chemnitz-West übernommen.
Weil die Hauseigentümer den Tafeln stets zustimmen müssen, sei die historische Aufarbeitung nicht immer einfach.
Titelfoto: Kristin Schmidt