Unscheinbare Denkmal-Schätze: Chemnitzer Verein kümmert sich um vergessene Häuser

Chemnitz - Die ehemaligen Fabriken von "Wanderer" oder "Diamant" in Chemnitz kennen vermutlich die meisten. Kleinere Gebäude mit wichtiger Historie fallen oft durchs Raster. Der Heimatverein Reichenbrand widmet sich vergessenen Denkmälern und historischen Häusern im Chemnitzer Westen, macht sie für Bewohner und Touristen mit Schautafeln sichtbar.

Vereinsmitglied Gert Rehn (76, v.l.), Hauseigentümer Oskar Schönherr (65) und Michael Sandt (59) von der Bürgerplattform Chemnitz-West engagieren sich für die Ortsteilgeschichte.
Vereinsmitglied Gert Rehn (76, v.l.), Hauseigentümer Oskar Schönherr (65) und Michael Sandt (59) von der Bürgerplattform Chemnitz-West engagieren sich für die Ortsteilgeschichte.  © Kristin Schmidt

So thront an der Zwickauer Straße 351 beispielsweise die ehemalige Wasserburg Höckericht. Sie wurde im 13. Jahrhundert gegründet.

"Im Besitz des Benediktinerklosters Chemnitz erfolgte der Ausbau zur Wasserburg und zum Gerichtssitz", so Gert Rehn (76) vom Heimatverein. Nach der Reformation war das Anwesen Rittergut, 1913 in Besitz der Stadt und ist heute in Privatbesitz.

Einige Hundert Meter stadtauswärts, ebenfalls an der Zwickauer Straße, steht mit dem "Clubkino Siegmar" das älteste Kino der Stadt. Das Jugendstil-Gebäude von Richard Koppe wurde 1914/15 erbaut. Schon nach fünf Jahren wurde es auf 300 Sitzplätze erweitert, 1937 kam ein Kinosaal mit 600 Plätzen dazu. Seit 1982 kennen es die Chemnitzer als "Clubkino Siegmar" mit seinen markanten Sesseln und Tischen.

Chemnitz: Tierische Rettungsaktion in Chemnitz
Chemnitz Lokal Tierische Rettungsaktion in Chemnitz
Chemnitz: Nach jahrelanger Sanierung: So schön ist das neue Bernsdorfer Bad in Chemnitz
Chemnitz Lokal Nach jahrelanger Sanierung: So schön ist das neue Bernsdorfer Bad in Chemnitz

In der Rosmarinstraße 23 ist das Geburtshaus des Architekten Frei Otto (1925-2015) zu finden. Sein Markenzeichen waren zeltartige Dachkonstruktionen. Das ist gut am Olympiastadion München zu erkennen, das er mit einem Kollegen plante. "Die Natur war sein großes Vorbild." Bis zum Abitur lebte er in der Villa.

Gert Rehn (76) hat mit Vereinsmitgliedern in Archiven gestöbert und mehrere Infotafeln erstellt.
Gert Rehn (76) hat mit Vereinsmitgliedern in Archiven gestöbert und mehrere Infotafeln erstellt.  © Kristin Schmidt
Das "Clubkino Siegmar" wurde 1914/1915 erbaut. Am Anfang hieß es "Lichtspielhaus Capitol".
Das "Clubkino Siegmar" wurde 1914/1915 erbaut. Am Anfang hieß es "Lichtspielhaus Capitol".  © Kristin Schmidt
In der Rosmarinstraße 23 steht das Geburtshaus des Architekten Frei Otto (1925-2015).
In der Rosmarinstraße 23 steht das Geburtshaus des Architekten Frei Otto (1925-2015).  © Kristin Schmidt
Dass an der Zwickauer Straße eine ehemalige Wasserburg steht, dürfte vielen Chemnitzern nicht bekannt sein.
Dass an der Zwickauer Straße eine ehemalige Wasserburg steht, dürfte vielen Chemnitzern nicht bekannt sein.  © Kristin Schmidt

"Wir als Heimatverein Reichenbrand haben sieben Tafeln gefertigt"

Sieben Tafeln hat allein der Heimatverein Reichenbrand initiiert.
Sieben Tafeln hat allein der Heimatverein Reichenbrand initiiert.  © Kristin Schmidt

Weiter westlich, in der Nevoigtstraße, befinden sich nicht nur die ehemaligen "Diamant"-Werke, sondern auch die Fabrikantenvilla der Gebrüder Nevoigt. Auf dem Gelände der Nummer 18 ließ Friedrich Nevoigt 1905 das Wohnhaus erbauen. Heute sind dort die Tierparkverwaltung und der Förderverein ansässig.

"Wir als Heimatverein Reichenbrand haben sieben Tafeln gefertigt. Die Vereine von Schönau und Wittgensdorf jeweils zehn", sagt Gert Rehn. Vorangetrieben wurde das Projekt mit der CWE und dem Stadtarchiv. Die Finanzierung wurde durch die Vereine und die Bürgerplattform Chemnitz-West übernommen.

Weil die Hauseigentümer den Tafeln stets zustimmen müssen, sei die historische Aufarbeitung nicht immer einfach.

Titelfoto: Kristin Schmidt

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: