Warum nimmt das Chemnitzer Tierheim keine Wildvögel auf?
Chemnitz - Wer in Chemnitz einen verletzten oder verwaisten Vogel findet, steht schnell vor einem Problem. Eine städtisch organisierte Wildvogel-Auffangstation gibt es nicht. Stattdessen bleibt die Verantwortung weitgehend bei Ehrenamtlichen.

Jenny Dobrocki (32) betreibt in ihrer Wohnung eine Wildvogel-Auffangstelle. Im vergangenen Jahr pflegte sie 546 Tiere - auf eigene Kosten.
Dobrocki ist offiziell gelistet bei der Tierrettung Dresden, Chemnitz, der Unteren Naturschutzbehörde Zwickau und Chemnitz sowie der Wildvogel-Auffangstation Stollberg. Anfragen zu verletzten Vögeln landen daher oft direkt bei ihr.
Die Stadt Chemnitz verweist in solchen Fällen offiziell auf das Tierheim.
Im Sommer ist Situation besonders angespannt

Doch Tierheimleiterin Anne Schilling (37) stellt im TAG24-Gespräch unmissverständlich klar: "Wir können nur die Erstversorgung und kurzzeitige Unterbringung unter semiprofessionellen Bedingungen gewährleisten."
Im vergangenen Jahr konnten dort nur zehn bis 20 verletzte Vögel kurzfristig versorgt werden. "Jungvögel konnten wir gar nicht nehmen, hierfür wäre eine komplette Fachkraft nötig."
Im Sommer ist die Situation besonders angespannt. "Unsere Quarantäne ist dann voll besetzt mit kranken und verletzten Katzen."
Und Schilling räumt ein: "Für weiterführende Pflegestellen und Auswilderungsstellen ist der Bedarf da." Die Stadt will sich auf Nachfrage erst in der kommenden Woche zum Thema äußern.
Titelfoto: Sven Gleisberg