Der erste Fischer aus Sachsen macht Schluss: "Es hat keinen Zweck mehr"
Mittweida - Fischer Volker Fuhrmann (65) startet nach 35 Jahren in seine letzte Saison: "Die Kormorane haben uns im Winter etliche Teiche fast leer gefressen und die Futterpreise sind explodiert. Wir machen Schluss, es hat keinen Zweck mehr."
Der in Schweikershain ansässige Fischereibetrieb Fuhrmann und Schlegel bewirtschaftet rund 50 Teiche und versorgt auch private Teichbesitzer im Frühjahr mit Jungkarpfen - normalerweise.
"Dieses Jahr können wir keine Fische abgeben, wir haben kaum genug übrig, um unsere eigenen Teiche zu besetzen. So schlimm war es noch nie", sagt Fuhrmann.
"Wir hatten in einen Teich in Zetteritz im Herbst 3,2 Tonnen junge Karpfen eingesetzt und jetzt nur noch 1,4 Tonnen herausgeholt."
"Der Rest wird wahrscheinlich auch noch sterben, weil die Tiere bei den Attacken der Kormorane verletzt wurden und dann an Pilzerkrankungen eingehen", so Fuhrmann.
"Ohne Unterstützung werden es die Fischer nicht schaffen"
Neben den Verlusten durch tierische Fischräuber machen der Teichwirtschaft auch die extrem gestiegenen Weizenpreise zu schaffen.
"Der Preis ist von 170 Euro pro Tonne auf 420 Euro gestiegen. 100 Tonnen brauchen wir im Jahr. Da kann sich jeder ausrechnen, was das bedeutet", so Fuhrmann. "Da werden viele regionale Fischer in Existenznöte kommen."
Andreas Stummer (40), Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes, kann das nur bestätigen:
"Es ist eine dramatische Situation. Ein wirtschaftlicher Betrieb von Fischteichen ist nicht mehr möglich." Stummer sieht die ganze Branche gefährdet: "Eigentlich entspräche die Rückbesinnung auf ein regionales, gesundes, nachhaltig produziertes Produkt dem Zeitgeist. Doch ohne Unterstützung werden es die Fischer nicht schaffen."
Der Landesfischereiverband verhandelt aktuell mit dem Land über einen Ausgleich von Ertragsverlusten durch fischfressende Arten, der laut Verband inzwischen zwischen 30 und 50 Prozent ausmacht.
Titelfoto: Kristin Schmidt