Chemnitzer Jugendhilfe droht finanzieller Kollaps: Erneute Kürzungen, Projekte vorm Aus
Chemnitz - Die Chemnitzer Jugendhilfe steht vor einem Scherbenhaufen. Das Rathaus will 26 freien Trägern die Förderung streichen. Im Haushalt sind 16 Millionen Euro für die Jugendhilfe vorgesehen, doch 1,6 Millionen Euro fehlen, um alle Projekte bezahlen zu können. Obendrauf kommt noch eine neue Haushaltssperre.
"Die Maßnahmenplanungen befinden sich in der finalen Erstellung", heißt es auf TAG24-Anfrage nüchtern aus dem Rathaus.
Die endgültige Entscheidung müsse am 9. Dezember der Jugendhilfeausschuss treffen.
Betroffen sind Einrichtungen wie die Jugendkirche, das "Haus Arthur" auf dem Kaßberg, der Kinder- und Jugendclub "Pavillon" in Kappel oder die "Chemnitzer Filmwerkstatt" im Clubkino Siegmar. Alle haben Post vom Jugendamt bekommen. Alle Anträge seien dort "formal und fachlich geprüft" worden. Innerhalb der nächsten 14 Tage sind zunächst erst einmal "Trägergespräche" angesetzt.
Tina Kreller (36) vom Stadtjugendring schlägt Alarm: "Gerade die geburtenstarken Jahrgänge 2015 bis 2017 kommen jetzt in ein Alter, in dem Jugendhilfe besonders wichtig wird. Strukturen jetzt zu kürzen, wäre fatal." Kreller warnt: "Wenn der Kontakt zu jungen Leuten abreißt, ist das endgültig."
Forderung: Die Jugendarbeit muss von der Sperre ausgenommen werden
Doch es kommt noch dicker: Stadtkämmerer Ralph Burghart (56, CDU) hat die schon in diesem Jahr geltende Haushaltssperre auch auf das kommende Jahr ausgedehnt. Das bedeutet: Fünf Prozent muss jedes Amt pauschal weiter einsparen. In der Jugendhilfe kommt dieser Betrag noch obendrauf.
Tina Kreller warnt: Eine erneute Sperre würde das System Jugendhilfe kollabieren lassen. Für einige Vereine wäre dies das sichere Aus.
Die Forderung: ein "kommunaler Schonbereich Jugend und Kultur". Heißt: Die Jugendarbeit muss von der Sperre ausgenommen werden.
Eine Forderung, bei der auch Stadtrat André Dobrig (39, Linke) mitgeht: "Auf Landesebene gibt es so einen Schonbereich bereits. Wir müssen das auch aus Sicht der jungen Menschen betrachten. Wir wollen sie ja in unserer Stadt halten."
Titelfoto: Maik Börner

