Das Ende der Kreativachse in Chemnitz? Was nach drei Jahren Millionenförderung übrig bleibt

Chemnitz - Drei Jahre lang sollte die "Kreativachse" tote Straßenzüge in Chemnitz zum Leben erwecken. Jetzt ist das Millionenprojekt ausgelaufen – und es bleibt die Frage: War’s das jetzt?

Der Brühl Boulevard sollte durch das Projekt "wiederbelebt" werden.  © Kristin Schmidt

OB Sven Schulze (54, SPD) versprach 2022 ein Konzept mit Zukunft - "keine zwei- bis dreijährige Dauersubvention für Projekte, die dann den Bach heruntergehen".

Seitdem flossen rund 3,3 Millionen Euro in das Projekt. 16 Objekte wurden instandgesetzt und 30 Ladenflächen vermietet. Das teilte Pressesprecherin Janette Graf auf TAG24-Anfrage mit.

"Davon werden 23 Läden erfolgreich weiter vermietet, also auch nach Beendigung des Projekts wird die Anmietung weitergeführt." Dazu zählen unter anderem die Craft-Beer-Bar "UBrambory", die Garnmanufaktur "Undoyarn" und die Initiative "Spot am Brühl".

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"Ubrambory"-Betrieber Josef Šmída (40) freute sich über Unterstützung bei der Bar-Eröffnung. "Die größte Hilfe war natürlich die Subvention der Miete."

Den neuen Vertrag für das Lokal in der Karl-Liebknecht-Straße verhandelte er auch zusammen mit der Kreativachse aus: "Natürlich bezahlen wir jetzt mehr, aber das war schon vorher klar."

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Josef Šmída (40) betriebt das tschechische Bierlokal U Brambory weiter, muss aber mehr Miete zahlen.  © Kristin Schmidt
Die "Experimentierküche" bleibt bestehen. Hier können Hobby- und Profi-Köche neue Ideen ausprobieren.  © Uwe Meinhold

Vieles bleibt weiterhin sichtbar

Alexander Cernyh (30) hat ein kleines Büro auf dem Brühl Boulevard zur Förderung von Kindern.  © Kristin Schmidt

Ähnlich geht es Alexander Cernyh (30). Im "Spot am Brühl" bietet er IT-Kurse für Kinder und Jugendliche sowie 3D-Druck-Dienstleistungen an. "Die Miete hat sich Pi mal Daumen verdoppelt", stöhnt er. "Ich arbeite viel, damit ich das decken kann."

Für andere war es das Aus: Susan Richter (47) schloss ihr Geschäft "Mon Klamott" wegen der Mieterhöhung bereits Ende Oktober.

"Unter den neuen Bedingungen ging’s nicht mehr. Die Kreativachse kann nichts dafür – aber das Konzept danach haut nicht hin."

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Dennoch bleibt viel sichtbar: Stadtmöbel, Fassaden- und Straßenkunst, Trinkbrunnen und Begrünungen, sogar die Stadtlabore "Experimentierküche" und "vectorlab" bleiben bestehen.

Janett Graf ist Sprecherin der Kreativachse.  © Ralph Kunz

Graf ergänzt: "Viele der entstandenen Netzwerke arbeiten über das Projekt hinaus zusammen weiter. Quartiersakteure wie Brühl Boulevard e. V. und VBFA bleiben aktiv im Stadtraum."

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