Nach Rechnungshof-Rüge: Auch Stadträte kritisieren Hallenbad-Bau in Chemnitz

Chemnitz - Offiziell liegt der Bericht erst am Mittwoch auf dem Tisch. Doch die Rüge der obersten sächsischen Rechnungsprüfer zum neuen Bernsdorfer Schwimmsportkomplex in Chemnitz erhitzt schon jetzt die Gemüter.

Jens Michel (58, CDU) ist Präsident des Sächsischen Rechnungshofs, der die Kommunen auf wirtschaftliche Verwendung von Steuergeldern prüft.
Jens Michel (58, CDU) ist Präsident des Sächsischen Rechnungshofs, der die Kommunen auf wirtschaftliche Verwendung von Steuergeldern prüft.  © Sebastian Kahnert/dpa

Der Landesrechnungshof in Dresden hatte dem Chemnitzer Rathaus vorgeworfen, bei Standortwahl und Kostenplanung leichtsinnig gehandelt zu haben. Am Ende lagen die Kosten für das Hallenbad bei 28,4 Millionen Euro.

Für CDU/FDP ist die Rüge gerechtfertigt. "Wir halten die Standortentscheidung für Bernsdorf immer noch für falsch", sagt Falk Ulbrich (58, CDU). "Schon 2016 hatten wir für den Standort Küchwald gestimmt." Dort hätte man mit Abwärme des Eissportzentrums heizen können, dazu gebe es einen großen Parkplatz.

Auch die AfD sieht sich bestätigt. Volker Dringenberg (53): "Wir haben immer vor Kostensteigerungen gewarnt. Nun haben wir es schriftlich: mindestens fahrlässig gehandelt."

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Nico Köhler (49) von der alten AfD-Rumpf-Fraktion ergänzt: "Der überhastete Beschluss führte zu Mehrkosten von 12,8 Millionen Euro. Der Küchwald wäre nachhaltiger gewesen."

Rathaus verspricht Optimierung solcher Projekte

Neuer Schwimmsport-Komplex: Das Hallenbad in Bernsdorf liegt in direkter Nachbarschaft zum neuen Freibad.
Neuer Schwimmsport-Komplex: Das Hallenbad in Bernsdorf liegt in direkter Nachbarschaft zum neuen Freibad.  © Uwe Meinhold

Doch die damaligen Befürworter verteidigen ihre Linie. Grünen-Stadtrat Volkmar Zschocke (56): "Planung und Kostenkontrolle können besser werden. Aber die Entscheidung für Bernsdorf bleibt richtig."

SPD-Frau Jacqueline Drechsler (49) betont: "Wir müssen Lehren daraus ziehen. Aber trotz Kritik - das Bad ist fertig und wird gut genutzt."

Die Stadt selbst weist die schärfsten Vorwürfe zurück. OB Sven Schulze (53, SPD) hatte schon in seiner Stellungnahme gegenüber dem Landesrechnungshof den Standort wegen der unmittelbaren Nähe zum inzwischen neu eröffneten Freibad Bernsdorf verteidigt: Nur so habe ein Kombibad entstehen können mit gemeinsamer Personal- und Techniknutzung.

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Inzwischen hat das Rathaus eine Optimierung solcher Projekte versprochen. Aber: "Eine Standortentscheidung kann auch zukünftig nicht nur nach Wirtschaftlichkeit erfolgen können." Städtebauliche Aspekte, die Bevölkerungsentwicklung und der politische Wille müssen gleichberechtigt berücksichtigt werden.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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