Ärger im Nobelrestaurant "Caroussel": Darum haben wir unseren Stern verloren
Dresden - Der Stern ist weg. Der Gourmet-Führer Michelin hat in seiner aktuellen Ausgabe dem Restaurant "Caroussel" im Luxus-Hotel "Bülow Palais" auf der Königstraße seinen Stern aberkannt. Das ist ärgerlich - aber kein Weltuntergang.
"Natürlich waren wir enttäuscht", sagt Hoteldirektor Ralf J. Kutzner (63). Schließlich hat er 1996/97 zum ersten Mal den Stern für sein Haus erkocht.
Seither wurde er alljährlich verteidigt - zuerst vom Team um Stefan Hermann (51), danach von Dirk Schröer (46), Benjamin Biedlingmaier (36) und 2021 von Sven Vogel (34). Erstmals nach 25 Jahren wurde diese Erfolgsgeschichte unterbrochen.
"Natürlich ist der Stern für jeden Koch ein Ritterschlag", sagt Vogel. "Wir wollen ihn uns unbedingt zurückholen." Die Suche nach Gründen und Fehlern betrachten Vogel und Kutzner als Motivation.
Corona hat dem Haus zu schaffen gemacht. Der Wechsel aus Öffnen und Schließen, Personalabgänge. "Nach den Lockdowns ging uns das Kochen nicht gleich so locker von der Hand", sagt Vogel selbstkritisch. "Die Pandemie hat uns vor wirtschaftliche Herausforderungen gestellt", ergänzt Kutzner.
War die Sterne-Küche schon immer ein Zuschussgeschäft, so hat Corona die Situation verschärft. "Deshalb haben wir seit Mai 2021 ein neues Restaurantkonzept." Es bietet zwei Gourmetmenüs (Di-Sa) und täglich die klassische Karte mit tollen Speisen zu niedrigeren Preisen parallel an. Vogel: "Von den Gästen haben wir viel Zuspruch erfahren."
Vom Michelin offenbar nicht. "Vielleicht war der Tester montags da und konnte nur aus der normalen Karte wählen. Wir wissen es nicht. Aber wir werden bei Michelin nachfragen, damit wir uns verbessern können", sagt Kutzner.
Ab Dienstag gibt es schon mal neue Menüs, dann kommen etwa Kaninchen, Kalbstafelspitzsülze, Jakobsmuschel, Waldpilzessenz und rote Bananen auf die Meissener Teller.
Titelfoto: Eric Münch