Frau arbeitet als Medium: Diese Sächsin redet mit den Toten

Berggießhübel - Sie begreift sich als Medium, als "Botschafterin der Welten": Ines Candana Illing (54) aus Berggießhübel verdient ihr Geld damit, Kontakte ins Jenseits herzustellen. Das heißt: mit den Verstorbenen zu sprechen, ihnen Fragen zu stellen und - bestenfalls - Antworten zu erhalten. Wie soll das gehen? Ein Ortsbesuch...

Ines Illing (54) tritt als Medium mit Verstorbenen in Kontakt. Sie berät aber auch bei anderen Krisen und hat auch schon Ratgeber-Bücher geschrieben.
Ines Illing (54) tritt als Medium mit Verstorbenen in Kontakt. Sie berät aber auch bei anderen Krisen und hat auch schon Ratgeber-Bücher geschrieben.  © Norbert Neumann

Eine Wohnsiedlung am Ortsrand. Obere Etage, Neubau-Charme. Wer im Wohnzimmer esoterischen Schnickschnack vermutet, wird enttäuscht. "Ich bin eher ein bodenständiger Typ", lacht Ines Illing, um gleich mal mit einigen Klischees bezüglich ihrer "Branche" aufzuräumen.

Dabei findet auch sie, dass es durchaus "spirituelle Menschen gibt, die etwas abgehoben sind". Dieser Eindruck kommt bei ihr gar nicht erst auf. Am Kopfende ihres Wohnzimmertisches serviert die rot gelockte, joviale Sächsin Kaffee und erzählt, wie sie - eigentlich gelernte Musikpädagogin und Steuerfachangestellte - zu ihrer "Berufung" als Medium kam.

"In meiner Familie hieß Tod gleich 'weg'", beginnt Ines Illing ihre Erklärung. Ihre Großmutter starb, als sie, die Enkelin, vier Jahre jung war. Erst sieben Jahre später, mit elf, kam das Thema Großmutter bei ihr wieder hoch. Stundenlang habe sie damals im Bett gegrübelt über das Vergängliche, es einfach nicht akzeptieren können oder wollen. "Eine grauenvolle Nacht, über die ich mit niemandem reden konnte."

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Als dann später, 1990, auch der Großvater starb ("Der einzige Mensch, der mich wirklich geliebt hat"), war die Trauer über den Verlust groß. "Erst etwa 25 Jahre später hat mir eine Kollegin geholfen, selbst den Jenseits-Kontakt zu meinem Großvater herzustellen", erinnert sich Ines Illing.

Für sie sei dies die Möglichkeit gewesen, sich noch einmal vom geliebten Opa zu verabschieden. Aber reichte diese Erfahrung, um selber den Berufswunsch "Medium" zu entwickeln? Kam noch etwas anderes dazu?

Das Hellfühlen helfe beim Herstellen der Jenseits-Kontakte

Manche Menschen plagt, dass sie sich von einem verstorbenen Familienmitglied nicht richtig verabschieden konnten. Einige suchen aus diesem Grund ein Medium auf.
Manche Menschen plagt, dass sie sich von einem verstorbenen Familienmitglied nicht richtig verabschieden konnten. Einige suchen aus diesem Grund ein Medium auf.  © 123rf.com/bialasiewicz

Die Berggießhüblerin, die früher Geige und jetzt lieber Gitarre spielt, überlegt einen Augenblick. "Ich bin sehr feinfühlig", sagt sie dann. Etwas, das seit ihrer Kindheit sehr ausgeprägt sei, und das sie mittlerweile als "Hellfühlen" bezeichnet (ähnlich dem Hellsehen). Schon in der Schule habe sie oft die Antwort gewusst, noch ehe der Lehrer seine Frage gestellt hatte.

Jetzt helfe ihr das Hellfühlen beim Herstellen der Jenseits-Kontakte. "Wenn wir sagen, wir spüren eine Seele, dann ist das ein sehr subtiles Gefühl", erklärt Ines Illing die Arbeit eines Mediums.

Bei ihr laufe das im Übrigen wie folgt ab: Wenn jemand bei ihr einen Jenseits-Kontakt buche ("90 Prozent sind Frauen"), dann gebe es eigentlich immer drei Beweggründe. "Entweder etwas war nicht aufgearbeitet und da sind noch Trauer oder Schmerz." Oder die Verstorbenen sollen Rat geben, etwa bei Liebeskummer. Und drittens kämen Menschen, "die einfach mal neugierig sind, den Jenseits-Kontakt erleben wollen".

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Sie alle sitzen dann mit Ines Illing auf der Wohnzimmercouch oder am heimischen Computer (auch Online-Termine sind möglich). Dann stellt das Medium Fragen - erst den Klienten, dann ins Totenreich. Und dann, "zu 95 Prozent", bekäme sie Antworten.

Informationen von der Seele

Zunächst spüre sie, ob der Verstorbene, der mit ihr Kontakt aufnehme, männlich oder weiblich sei. Dann das ungefähre Alter, Dann die Beziehung, in der er zum Hilfesuchenden stand. Illing: "Danach erst möchte ich von der Seele Informationen zur Todesursache."

Oft bekäme sie dann für einen kurzen Moment ein Signal. "Wird mir zum Beispiel kurz schwindlig, könnte der Verstorbene dement gewesen sein." Zöge sich ihr Magen zusammen, waren es eher organische Probleme - und so weiter.

Dass viele Menschen ihr und ihrer Arbeit sehr skeptisch gegenüberstehen, ist Ines Illing bewusst. "Aber die kommen erst gar nicht zu mir", sagt die Berggießhüblerin.

Eine 90-minütige Sitzung kostet bei ihr übrigens 150 Euro, neben Jenseits-Kontakten bietet sie auch "normale" Lebensberatung an. Info: www.medium-in-sachsen.de

Titelfoto: 123rf.com/bialasiewicz, Norbert Neumann

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