Comödie Dresden: "Familie Braun" will mit bissiger Nazi-Satire überzeugen
Dresden - Zwei Nazis müssen ein dunkelhäutiges Kind in ihrer WG aufnehmen. Anlass für witzig-hintergründige Unterhaltung in der Satire "Familie Braun", seit Freitag zu sehen in der Comödie Dresden.

Sie geben sich cool, hart männlich und lassen keinen Zweifel an ihrer rechtsradikalen Gesinnung: Kai und Thomas wohnen zusammen in einer WG. Sie klopfen markige Sprüche gegen Ausländer und stoßen mit Dosenbier auf den Ruf "Sieg Heil!" an.
Ihr Leben und Weltbild gerät völlig durcheinander, als eine junge Frau aus Eritrea vor der Tür steht und die gemeinsame Tochter aus einem längst vergessenen One-Night-Stand bei Thomas abliefert: "Ausländer raus! Das kennst du doch!" Da sie abgeschoben wird, ist er plötzlich alleinerziehender Vater eines schwarzen Mädchens.
Ein ebenso heikles wie spannendes Thema kommt mit der Komödie "Familie Braun" auf die Bühne, nach der preisgekrönten ZDF-Dramedy-Serie von Manuel Meimberg.
Die Absurdität und Komik der Situation wird noch verstärkt, da das sechsjährige dunkelhäutige Mädchen in dieser Gastspiel-Inszenierung von William Danne von einem erwachsenen Mann gespielt wird: Hans-Jürgen Helsig, der bereits als dunkelhäutiger Pfleger in der Komödie "Ziemlich beste Freunde" das Publikum begeisterte.
Groß, kräftig und im rosa Strampelanzug steht er als Lara in der Tür und stellt naiv-unbekümmert seinen Nazi-Mitbewohnern viele Fragen, die sie in Bedrängnis bringen.
Comödie "Familie Braun" überrascht mit Humor und Wortwitz

Zu einem Bild von Adolf Hitler will Lara wissen, wer das sei, er sehe so traurig aus. Zum Hakenkreuz, ob das "'ne Sonne" sei? Und ob die beiden schwul wären, da sie nur von harten Männern in Bands wie "Stahlrohr" reden.
Kai (fanatisch rechtsradikal: Dominik Penschek) und Thomas (raue Schale, weicher Kern: Luke Bischoff) sind überrascht und überwältigt zugleich, wollen das "Negerkind" aber am liebsten schnell auf eBay versteigern.
Zusätzlich kompliziert wird die Handlung, wenn Thomas' Ex-Freundin Julia (Sina Schulz) mit ihrem muslimischen Freund Hamid (ebenfalls weiblich besetzt: Mariyama Ebel) auftaucht, die beide um das freie WG-Zimmer konkurrieren und dabei als Palästinenser und Jude symbolisch den Nahost-Konflikt anreißen. Aufgelöst wird das alles komödiantisch und mit viel Herzenswärme.
Das Stück spricht mit viel Humor und Wortwitz wunde gesellschaftliche Punkte an, nimmt mit überraschenden Wendungen Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit auf die Schippe.
Titelfoto: Robert Jentzsch Download