Wie lebt es sich eigentlich als Schausteller? Sylvia Pönitz möchte nicht tauschen

Dresden - Zwischen bunten Lichtern und Karussells lebt Schausteller-Familie Pönitz. Seit 160 Jahren fließt das Schausteller-Gen durch ihre Adern - und ans Aufhören ist nicht zu denken. Nun lassen sie noch bis Sonntag auf der Vogelwiese mit ihrer "Avus Bahn" Kinderherzen höherschlagen.

Die "Avus Bahn" ist von 1992. Doch das älteste Fahrgeschäft der Familie ist der "Kettenflieger" von 1922, gekauft von Vorfahrin Rosa Pönitz (geb. Auerbach).
Die "Avus Bahn" ist von 1992. Doch das älteste Fahrgeschäft der Familie ist der "Kettenflieger" von 1922, gekauft von Vorfahrin Rosa Pönitz (geb. Auerbach).  © Norbert Neumann

An der Spitze des Familienunternehmens steht Schaustellerin Sylvia Pönitz (61). 1989 begann die gebürtige Dresdnerin mit ihrem eigenen Schaustellergewerbe. 2004 übernahm sie in fünfter Generation das Unternehmen ihrer Eltern.

Neben Süßwaren- und Losständen betreibt sie vier Fahrgeschäfte, darunter zwei über hundert Jahre alte Karussells. Ihre Familie unterstützt sie tatkräftig.

Sorgen um Nachwuchs muss sie sich nicht machen: "Die nächste Generation ist gesichert", freut sich Sylvias Tochter Maria (32). Denn die steht bereits mit ihrer wenige Tage alten Tochter Maddie in den Startlöchern.

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Ganz dem "fahrenden Volk" gemäß lebt die Familie gemeinsam in drei Wohnwagen auf dem Vogelwiesen-Gelände. Die lassen einen fast vergessen, dass man auf dem Rummel ist: "Wir haben Badewanne und Waschmaschine, wie zu Hause eben", erzählt Sylvia lachend.

Sylvia Pönitz' liebste Anekdote: "Manche Kinder fahren so lange, dass sie dabei einschlafen."
Sylvia Pönitz' liebste Anekdote: "Manche Kinder fahren so lange, dass sie dabei einschlafen."  © Norbert Neumann

Lachende Kinderaugen bereiten Schaustellern Freude

Sylvia (61, l.) und Maria Pönitz (32) freuen sich sehr über Familienzuwachs Maddie: "Das ist unsere kleinste Chefin."
Sylvia (61, l.) und Maria Pönitz (32) freuen sich sehr über Familienzuwachs Maddie: "Das ist unsere kleinste Chefin."  © Norbert Neumann

Die Bildung von Schausteller-Kindern funktioniert hingegen anders: "In der Heimat gibt's eine Stammschule und wenn die Kinder unterwegs sind, besuchen sie eine andere. Das läuft über das Kultusministerium", erklärt Schaustellerin Maria.

Zu DDR-Zeiten war das aber noch unkomplizierter: "Da gab's einen einheitlichen Lehrplan. Heutzutage ist es vom Bundesland abhängig", ärgert sich Sylvias Tochter. Für ihre Kindheit in einer Schausteller-Familie ist sie trotzdem dankbar: "Wir haben immerhin den schönsten Spielplatz der Welt."

Neben höheren bürokratischen Hürden hat die Branche auch im Allgemeinen mit weniger Besuchern zu kämpfen. Für Familie Pönitz jedoch kein Grund, aufzuhören: "Die Hoffnung stirbt zuletzt", betonen Mutter und Tochter.

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Gerade die Kleinen liegen Sylvia am Herzen: "Wenn ich die lachenden Kinder sehe, weiß ich, wofür ich das mache."

Titelfoto: Norbert Neumann

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