Erstchecks mit Erfolg: Sächsische Museen überprüfen Bestände auf NS-Raubgut
Von Birgit Zimmermann und Heiko Nemitz
Dresden - Nicht nur die großen Kunstsammlungen überprüfen ihre Bestände auf NS-Raubkunst, auch kleinere Museen in Sachsen untersuchen ihre Sammlungen im Rahmen sogenannter Erstchecks. Die Nachforschungen der Wissenschaftler haben erste Funde in zwei von bisher sechs untersuchten nicht staatlichen Einrichtungen ergeben. Das teilten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) mit.

Untersucht wurden das Heimatmuseum Wilsdruff, die städtischen Museen Großenhain, das Stadtmuseum Döbeln, die Burg Mylau, das Neuberin-Museum in Reichenbach und das Stadt- und Dampfmaschinenmuseum Werdau.
Ein Provenienzforschungsteam der SKD unterstützte die Museen. Finanziert werden die Nachforschungen vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) in Magdeburg unter ihrem Vorstand Gilbert Lupfer, vorher Leiter des Provenienzforschungs-, Erfassungs- und Inventur-Projektes "Daphne" bei den SKD.
Im Museum Burg Mylau seien etwa zwei Fragmente hebräischer Schriften gefunden worden, bei denen es sich vermutlich um Raubgut aus jüdischen Gemeinden in Osteuropa handele.
Ein vertiefendes Forschungsprojekt und die Aufnahme der Schriftfragmente in die Lost-Art-Datenbank des DZK sind vorgesehen.
Firmenschild des Kaufhauses der jüdischen Familie Ringer entdeckt

Auch im Stadt- und Dampfmaschinenmuseum Werdau wurde ein kritisches Objekt identifiziert: das Firmenschild des Kaufhauses der jüdischen Familie Ringer, das bei den Novemberpogromen 1938 zerstört worden war.
Das Schild sei eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse der Familie. Am 13. August 2025 wird in Erinnerung an deren Schicksal in Werdau ein Stolperstein verlegt. Nachfahren der Familie werden an der Gedenkveranstaltung teilnehmen.
Dieser Fall soll Teil des gemeinsam von den SKD und den Staatlichen Museen zu Berlin in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geplanten, drittmittelfinanzierten Projekts "Kunst, Raub, Rückgabe - Vergessene Lebensgeschichten" werden.
Das Bildungsprojekt dient der Antisemitismus-Prävention im städtischen und ländlichen Räumen des Freistaates Sachsen und soll deshalb nicht nur Fallgeschichten aus den SKD selbst, sondern auch solche miteinbeziehen, die einen direkten lokalen Bezug haben.
Titelfoto: SKD/Markus Dröscher