Drogensüchtige Mutter wirft Zwillinge vom Balkon: Nachbarn beschreiben sie als freundlich

Dresden - Wie verzweifelt muss diese Frau gewesen sein: Im Dresdner Plattenbaugebiet Gorbitz hat eine Mutter ihre sechs Monate jungen Zwillinge in Tötungsabsicht vom Balkon geworfen. Anschließend stürzte sich die 36-Jährige selbst in die Tiefe. Alle drei überlebten den Sturz. Die Staatsanwaltschaft hat die Frau jetzt wegen versuchten Totschlags angeklagt.

Hier spielte sich die Tragödie im Frühsommer 2022 ab: Vom Balkon der ersten Etage rechts neben den Eingang ließ die Frau ihre Zwillinge fallen.
Hier spielte sich die Tragödie im Frühsommer 2022 ab: Vom Balkon der ersten Etage rechts neben den Eingang ließ die Frau ihre Zwillinge fallen.  © Steffen Füssel

Die Familientragödie ereignete sich bereits Mitte Juni und wurde von den Ermittlungsbehörden wegen der damals akuten Suizidgefahr der Beschuldigten lange unter Verschluss gehalten.

Es war gegen 20.40 Uhr, als Claudia L. an jenem Montagabend auf den Balkon ihrer in der ersten Etage eines Plattenbaus gelegene Wohnung am Limbacher Weg trat. In den Armen hielt sie ihre um den Jahreswechsel geborenen Söhne.

Dann geschah das Unfassbare: Nacheinander hielt die Dresdnerin ihre Babys über die Brüstung und ließ sie fallen. Kurz darauf stürzte sie sich selbst vom Balkon. Da es an dem Tag geregnet hatte, fing der feuchte Rasen vorm Haus die Wucht des Aufpralls etwas auf.

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So überlebten alle drei den Sturz aus etwa fünf Metern Höhe.

Die Säuglinge hätten jedoch schwere multiple Verletzungen erlitten, berichtete Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt TAG24. "Sie schwebten längere Zeit in Lebensgefahr und mussten wiederholt operiert werden."

Beide Jungs würden voraussichtlich dauerhaft unter kognitiven und motorischen Einschränkungen leben müssen, so Schmidt.

Diese Grünfläche vorm Haus war damals vom Regen aufgeweicht und dämpfte so den Aufprall von Kindern und Mutter.
Diese Grünfläche vorm Haus war damals vom Regen aufgeweicht und dämpfte so den Aufprall von Kindern und Mutter.  © Steffen Füssel

Freundliche Frau mit Drogenproblemen

Nachbarn im Haus beschreiben Claudia L. als ruhige und freundliche Frau. Ihre dunkle Seite – die Abhängigkeit von Crystal Meth – war hier niemandem bekannt.

Ob es die Verzweiflung über die eigene Lebenssituation war, die sie zu der Wahnsinnstat trieb oder eine drogenbedingte Psychose, ist bislang unklar. Claudia L., die in einer medizinischen Einrichtung auf ihren Prozess wartet, hat bislang keine Angaben gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft gemacht.

Angeklagt ist die alleinerziehende Mutter wegen versuchten Totschlags und schwerer Körperverletzung. Ob sie schuldfähig ist, dazu wird im Prozess ein forensischer Gutachter gehört werden.

Bislang wurde aber noch kein Prozesstermin bestimmt.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel

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