Die Tage von Dresdens blauen Rohren sind wohl gezählt

Dresden - Auf über zwei Kilometern schlängelt er sich durch die Altstadt, er überquert Straßen und konkurriert mit der barocken Bausubstanz: Wer Dresden besucht, dem bleibt der blaue Rohrwurm nicht verborgen. Dieser schluckt täglich Tausende Liter Grundwasser. Doch bald könnte er auf dem Trockenen sitzen.

Am Kulturpalast gelangt das abgepumpte Grundwasser in ein Fernkältenetz zum Klimatisieren von Gebäuden am Neumarkt.
Am Kulturpalast gelangt das abgepumpte Grundwasser in ein Fernkältenetz zum Klimatisieren von Gebäuden am Neumarkt.  © Christian Juppe

Sven Kästner (49) ist Bauleiter einer Wilschdorfer Brunnenbaufirma. Er erinnert sich gut an die Zeit, als seine Mannschaft in Dresden mehrere hundert Betonstützen aufstellte und ebenso viele Rohrleitungsstücke montierte. So war es möglich, Grundwasser aus acht Baugruben abzuführen.

"Aktuell befindet sich kein weiteres Baufeld in Planung, für das sich die Leitung nutzen ließe", sagt der Fachmann. Deshalb sieht er Ende 2023 das Aus für das Rohrsystem.

Bis dahin wird am Ferdinandplatz, wo die Stadt ihr Verwaltungszentrum errichtet, noch reichlich Grundwasser ins blaue Netz eingeleitet - aktuell bis zu 60.000 Liter pro Stunde.

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Ein Großteil strömt in die Elbe. Das sorgte im Hitzesommer durchaus für Kopfschütteln.

Spezialisten einer Brunnenbaufirma aus Wilschdorf montierten in Dresden das blaue Rohrsystem.
Spezialisten einer Brunnenbaufirma aus Wilschdorf montierten in Dresden das blaue Rohrsystem.  © privat
An der Elbe endet das Rohrsystem. In den Fluss strömen täglich Tausende Liter Grundwasser.
An der Elbe endet das Rohrsystem. In den Fluss strömen täglich Tausende Liter Grundwasser.  © Christian Juppe
Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne) und die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, Simone Prüfer (57), kennen sich aus mit den Rohren.
Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne) und die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, Simone Prüfer (57), kennen sich aus mit den Rohren.  © Eric Münch

Gibt es noch andere Verwendungs-Möglichkeiten für die blauen Rohre?

Die Stadt nutzt das Rohrsystem, um die Baugrube am Ferdinandplatz trockenzulegen. Ihr entstehen dabei Kosten von rund 700.000 Euro.
Die Stadt nutzt das Rohrsystem, um die Baugrube am Ferdinandplatz trockenzulegen. Ihr entstehen dabei Kosten von rund 700.000 Euro.  © Christian Juppe

Es kam die Frage nach alternativen Verwendungsmöglichkeiten auf. "Die gibt es", stellt Kästner auch mit Blick auf die kommende heiße Jahreszeit klar.

"Technisch möglich ist die Installation von Wasserentnahmestellen am Rohrsystem." Tankwagen ließen sich so befüllen und das kühle Nass in Parks verteilen.

Dafür allerdings müsste das Umweltamt grünes Licht erteilen. Das gab es bereits 2018 für eine andere Geschichte.

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"Am Kulturpalast wird abgepumptes Grundwasser der zentralen Kälteversorgung zugeführt", erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne). Auf diese Weise werden Gebäude am Neumarkt klimatisiert.

Titelfoto: Christian Juppe

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