Der Narr ist ein Punk: Das tjg. spielt "Till Eulenspiegel" im Dresdner Zoo

Seit gut 500 Jahren vagabundiert Till Eulenspiegel nun schon umher, macht Schabernack, führt Bürger, Händler und Könige an der Nase herum und treibt oft derbe Scherze auf Kosten anderer. Gern gesehen ist er deshalb also nicht.
tjg.-Hausregisseur Nils Zapfe nimmt die mittelalterliche Schwanksammlung allerdings nur als Grundlage für eine völlig neue Interpretation. Till (schön rotzig: Paul Oldenburg) ist hier weniger Narr, eher ein Punk, der auf alle Regeln pfeift.
Sein Motto: "Ich säe Unsinn. Ich pflanze ihn tief in der Erde, damit der Unsinn wächst." Sagt ihm ein Bürgermeister "Lachen ist verboten", antwortet er: "Dann sollte man Atmen und Scheißen zuerst verbieten."
Heißt es an anderer Stelle "Es ist die Arbeit, die glücklich macht", sagt Till: "Ich arbeite an der Schönheit meines Lebens."
In bonbonbunter Kluft (Bühne und Kostüme: Julia Bosch) entlarvt er gesellschaftliche Normen, weshalb ihn keiner mag, allein ein herrenloser Hund (energiegeladen: Ronja Rath) folgt ihm.
Auf das Eulenspiegel-Markenzeichen, alles wörtlich zu nehmen, wird weitgehend verzichtet, witzig ist das detailreich ausgestattete, tempogeladene Schauspiel allemal. Ein vergnügliches Familienstück. Gespielt wird bis 2. Juli.
Titelfoto: tjg./Klaus Gigga