Minutenlang Totenstille im Publikum: So lief die Stromberg-Filmnacht in Dresden wirklich

Dresden - Eine Warnung gleich vorweg: Dieser Text kommt von einem Stromberg-Fanboy der ersten Generation oder wie Stromberg es in etwa sagen würde: "Die perfekte Mischung aus viel Erfahrung, aber immer noch jung." Trotzdem wird das hier kein Selbstläufer. Denn am Freitagabend in Dresden ist bei der Stromberg-Filmnacht nicht alles so gelaufen wie erhofft.

Der Saal 1 im Dresdner Rundkino war voll. Christoph Maria Herbst (59) stellte sich in Bestform dem Publikum.
Der Saal 1 im Dresdner Rundkino war voll. Christoph Maria Herbst (59) stellte sich in Bestform dem Publikum.  © Bildmontage: Steffen Füssel (2)

Zunächst aber durfte ich den "Albtraum-Chef" persönlich treffen. Wie ich das geschafft habe? Ähnlich wie der Papa. Zwar habe ich im Bereich "Unterhaltung und Entertainment" nichts zu suchen. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Bernd! Und so darf ich mich ausnahmsweise ans Interview meiner Kollegin Lena Plischke ranhängen.

Reden will der Papa dann wenig später aber erstmal über mich! Zunächst lächelt Christoph Maria Herbst (59) mir zu, als ich meine Sweatjacke öffne, um mein abgewetztes Stromberg-T-Shirt zu präsentieren. Später will er wissen, ob ich mir den Stromberg-Bart extra für ihn habe stehen lassen. Ja, aber sicher doch!

Dann huscht ihm ein Lächeln über die Lippen, als ich ihm ein Foto meines Stromberg-Kalenders von vor vierzehn Jahren zeige - natürlich von ihm selbst, Ernie (Bjarne Mädel, 57), Tanja (Diana Staehly, 48) und Schirmchen (Milena Dreißig, 50) signiert.

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Passiert das gerade wirklich? Meine Fan-Liebe zu Christoph Maria Herbst steigt gerade exponentiell! Dennoch hat sie auch einen Haken! Ich weiß und sehe dadurch nämlich (fast) alles.

Christoph Maria Herbst im TAG24-Interview auf Instagram

Nach dem Film ist Herbst längst über alle Berge

Christoph Maria Herbst (59) wurde vom Publikum abgefeiert. Er wusste aber wohl auch, dass er besser vor dem Film kommen sollte, als danach ...
Christoph Maria Herbst (59) wurde vom Publikum abgefeiert. Er wusste aber wohl auch, dass er besser vor dem Film kommen sollte, als danach ...  © Steffen Füssel

Und so möchte ich als Fan wissen, wieso Stromberg, der jetzt 65 Jahre alt sein müsste, wie Anfang/Mitte 50 aussieht. Inklusive pechschwarzem Bart und Haaren. Da bin ich mit meinen 44 Jahren ja deutlich grauer.

Herbst windet sich ein wenig, vermutet, dass der Bernd sich alles selbst färbt: "Wenn du ganz genau guckst, jetzt beim neuesten Film, siehst du, dass er grau meliert ist. Er ist nicht mehr ganz der Alte. Aber da muss man ganz genau gucken."

So richtig passt mir die Antwort nicht. Denn es wirkt ein wenig, als dürfe Stromberg wohl in seiner Vorstellung kein grauer, grantiger Rentner werden. In meiner Fan-Fantasie der vielleicht beste Stromberg ever - in der der Macher offenbar nicht.

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Aber dann ist da ja noch der eigentliche Film. Als der 59-Jährige einige Minuten später die Bühne in Saal 1 des Dresdner Rundkinos betritt, ist die Stimmung gigantisch gut! Herbst redet, scherzt und albert mit dem Publikum herum. Stromberg und er verschmelzen auf der Bühne zunehmend - eine große Fan-Show eben.

Bleibt abschließend die Frage nach der Qualität des Films.

Stromberg geht nach dem Film neue und alte Wege

Christoph Maria Herbst (59, l.) erobert mein Herz im Sturm. Mit Stromberg-Bart und Stromberg-Shirt habe ich, Holger Köhler-Kaeß (44, zweiter von rechts), dafür aber auch (fast) alles gegeben.
Christoph Maria Herbst (59, l.) erobert mein Herz im Sturm. Mit Stromberg-Bart und Stromberg-Shirt habe ich, Holger Köhler-Kaeß (44, zweiter von rechts), dafür aber auch (fast) alles gegeben.  © Steffen Füssel

In den ersten Minuten des Films herrscht Totenstille. Irgendwann werde ich unruhig, weil niemand lacht. Doch dann stelle ich fest: Ich selbst lache auch nicht. Das ist absolutes Neuland! Früher gab es in Berlin Staffel-Premieren, bei denen Herbst und Co. ins Kino gegangen sind und einfach die ersten drei Folgen gezeigt haben.

So simpel kann es sein: dreimal 30 Minuten hintereinander - und "Bumms" haste ne' Kinofilmnacht. Es waren großartige Nächte. Ich weiß es, weil ich dabei war. Die Stimmung war damals drei Sekunden nach Start der ersten Folge: überwältigend!

Und jetzt das: Niemand lacht. Niemand! Was ist das? Ich höre gerade, wie eine Stecknadel fällt. Dann kommt Ernie und macht etwas Dummes. Es beginnt, die ersten lachen verhalten. Schließlich kommt auch Stromberg - endlich platzt der Knoten. Das Publikum lacht lauter bei seinen ersten Sprüchen.

Und dann? Dann geht der Film in Zweitausend verschiedene Richtungen. Stromberg-Erfinder Ralf Husmann (61) will über Wokeness, Social Media, Homosexualität, eigentlich gleich komplett über LGBTQ, Armut, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Obdachlosigkeit, Mobbing und - die Liste lässt sich beliebig verlängern - erzählen. Ich selbst schaue den Film wie erschlagen, aber auch fasziniert an. Er macht etwas mit mir.

Dennoch: Humor ist hier, um es mit Stromberg zu sagen "ein ganz dürres Pflänzchen". Zum Schluss gibt es aber Hoffnung: Denn am Film-Ende ist zumindest ein wenig, wie es der Filmtitel behauptet "Wieder alles wie immer". Und wer Herbst an diesem Abend erlebt hat "weiß", dass er Blut geleckt hat und mit Stromberg definitiv noch nicht fertig ist!

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel (2)

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