Bäcker bis Orgelbauer: Diese Sorgen treiben Dresdens Handwerker um
Dresden - Rund 30.000 Dresdner arbeiten im Handwerk. Doch vielerorts steht die Branche vor großen Herausforderungen: Nachwuchsgewinnung, Kostensteigerungen oder Nachfolger – Firmenchefs müssen nach kreativen Lösungen suchen.
Bäckermeister René Krause (49) betreibt 15 Filialen in der Landeshauptstadt. Eine seiner wichtigsten Verkaufsstellen ist zugleich sein Sorgenkind: Seit dem Einsturz der Carolabrücke brach der Umsatz am Pirnaischen Platz um 35 Prozent ein.
Entlassen musste Krause bisher niemanden, die anderen Filialen gleichen die Verluste aus. Aber: "Die Belange des Handwerks werden nicht ausreichend thematisiert. In der Öffentlichkeit geht es ständig um Radwege oder Spurenzahlen für Brücken. Was aber ist mit dem Wirtschaftsverkehr?"
Hinzu kommen massiv gestiegene Kosten für Energie, Personal und Rohstoffe. Der Brötchenpreis nähert sich der 1-Euro-Marke – und liegt damit weit über industrieller Backware aus dem Supermarkt.
Eine Entwicklung, die auch Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich (56, Dachdecker) kritisch sieht. "Deutschland ist momentan nicht wettbewerbsfähig", mahnt er anlässlich des Tags des Handwerks am kommenden Samstag.
Und trotzdem: Nach wie vor wollen junge Menschen ins Handwerk, etwa um Bäcker zu werden. "Wir erreichen potenzielle Bewerber zunehmend über die sozialen Medien."
Orgelbauer sorgt sich ums Kulturerbe - Raumausstatter sucht Nachfolger
Auch Orgelbauer Ralf Jehmlich (53) bildet aus: Drei Lehrlinge arbeiten in seinem 15-köpfigen Traditionsbetrieb (Gründung 1808). Bis heute hat das Unternehmen 1168 Orgeln gebaut – unter anderem in den USA, Polen und Japan.
Nachdenklich steht Jehmlich vor der größten Orgel Dresdens, der "opus 800" in der Kreuzkirche (6300 Pfeifen). Die hohe Zahl der Kirchenaustritte (2024 deutschlandweit 321.000) geht auch an seinem Beruf nicht spurlos vorbei. Immer mehr Sakralbauten werden geschlossen oder umfunktioniert.
"Ich mache mir Sorgen um unser Kulturerbe", sagt Jehmlich, der vor 19 Jahren die Unternehmensführung übernahm.
Auch Raumausstatter Thomas Weichelt (60), der am aufwendig restaurierten Salon im Staatsschauspiel mitwirkte, denkt an die Übergabe seines Betriebs. "Wille ist entscheidend – sowie unternehmerisches und handwerkliches Geschick", sagt er. Ein BWL-Abschluss allein reiche nicht aus.
Seine Tochter hat kein Interesse an der Übernahme. Also baut Weichelt einen seiner Mitarbeiter als Nachfolger auf: Sebastian Ritter (36) begann als Praktikant, heute ist er Meister. In etwa zwei Jahren soll er das Ruder übernehmen.
Titelfoto: Bildmontage: Christian Juppe

