Dresden - Sie sind Weltmarktführer, Traditionsmarke - und nun in französischer Hand: Nach mehr als drei Jahrzehnten an der Spitze der Deutschen Werkstätten Hellerau (DWH) übergab Fritz Straub am Freitag seinen Löwenanteil ans französische Pendant. Der neue Eigentümer wolle sein Erbe erhalten. Der 82-Jährige hat ohnehin noch viel vor.
Die "Ateliers de France"-Gruppe ("Werkstätten Frankreichs") ist neuer Mehrheitseigentümer der DWH. Straub verkaufte 75 Prozent der Firma, wie er bei einem Festakt am Freitagmorgen bekannt gab.
An erfahrene Hände: Besitzer Antoine Courtois setzt pro Jahr inzwischen eine Milliarde Euro um, zum Beispiel mit der Fassadenrestaurierung vom Schloss Versailles.
Dass im Dresdner Stadtteil Hellerau nun durch die deutsch-französische Fusion ein "kleines Europa" entstehe, ging dem gebürtigen Saarländer hörbar nah. So sei sein erster Pass ein französischer gewesen.
Ex-Pharmaunternehmer Straub übernahm die 1898 gegründeten Werkstätten mit 85 Mitarbeitern nach der Wende von der Treuhand. Das bis dahin beliebte Montagemöbelprogramm MDW war nicht zu halten.
Deutsche Werkstätten Hellerau: Dank US-Milliardären aus der Krise
Am Freitag sind die knapp 350 Angestellten Weltmarktführer im Innenausbau von Wohnungen, Villen und Yachten im Luxussegment.
Nach Ausbruch des Ukrainekriegs fiel der wichtigste Kundenstamm weg: russische Oligarchen. Wie Straub gegenüber TAG24 verriet, konnten die aber inzwischen mit amerikanischen Milliardären ersetzt werden.
"Ich will nicht sagen, dass mein Anteil von 25 Prozent Misstrauen oder Kontrolle sein sollen", schmunzelte Straub.
Er will damit eine Stiftung gründen, die Hellerau zugutekommt: Straub will ein DWH-Grundstück weiterentwickeln, eine neue Siedlung bauen und Jugendlichen Demokratie, Freiheit und Europa näherbringen.
"Ich habe an jedem Punkt an meinem Leben machen können, was ich wollte. Das möchte ich zurückgeben."