Müll und Stress in Plattenvierteln? Vonovia will nicht länger Buhmann sein

Dresden - Satte 43.400 zumeist Plattenbau-Wohnungen zählt Vonovia in Dresden - Tausende vermietet an Sozialhilfeempfänger, Flüchtlinge, Geringverdiener. Fördert die Mieterpolitik von Vonovia Parallelgesellschaften, lässt der Konzern gar bewusst seine Gebäude verwahrlosen? Solche Vorwürfe kontert der Konzern.

In den Vonovia-Hochhäusern am Amalie-Dietrich-Platz ist der Anteil an Sozialwohnungen besonders hoch.
In den Vonovia-Hochhäusern am Amalie-Dietrich-Platz ist der Anteil an Sozialwohnungen besonders hoch.  © Steffen Füssel

Voriges Jahr machten sich Polizei-Studenten ein Bild von Vonovia-Bauten in der Landeshauptstadt, schrieben ungeschönt von vermüllten Außenanlagen, Drogenkonsum in Kellerräumen oder Unrat im Hinterhof.

Kriminologie-Professor Marcel Schöne (48) kritisierte, dass Vonovia Mängel lieber selbst entfernen als der Polizei melden würde.

"Uns geht es darum, dass wir Missstände in unseren Wohnungsanlagen schnell beseitigen. Wenn etwas kaputt ist, belasten wir nicht die Polizeibehörde, sondern kümmern uns selbst", erklärt Geschäftsbereichsleiter Sebastian Krüger (47) jetzt. Tendenziell hätten Probleme und Konflikte in den letzten zehn Jahren zugenommen.

Premiere für Elbe Flugzeugwerke: Dieser Großraumfrachter wird ausgeliefert
Dresden Wirtschaft Premiere für Elbe Flugzeugwerke: Dieser Großraumfrachter wird ausgeliefert

"Natürlich knallen in Großwohnsiedlungen, in denen sehr anonym verschiedene Kulturen, verschiedene Menschen zusammenwohnen, Dinge aufeinander. Das betrifft nicht nur Dresden und Vonovia, sondern sieht man in vielen großen Städten", so Krüger.

Das Plattenviertel an der Budapester Straße gilt als Brennpunkt. Die Häuser gehören Vonovia.
Das Plattenviertel an der Budapester Straße gilt als Brennpunkt. Die Häuser gehören Vonovia.  © Steffen Füssel
Der Konzern will ein "verlässlicher Partner" für Dresden sein, dieses Jahr 90 Millionen Euro in seine Dresdner Wohnungen investieren.
Der Konzern will ein "verlässlicher Partner" für Dresden sein, dieses Jahr 90 Millionen Euro in seine Dresdner Wohnungen investieren.  © Steffen Füssel

In manchen Dresdner Plattenbau-Vierteln leben fast nur Sozialhilfe-Empfänger

Sebastian Krüger (47).
Sebastian Krüger (47).  © Steffen Füssel

Man beobachte zum Beispiel, dass Ordnung und Sauberkeit weniger würden, Mitarbeiter jeden Morgen liegen gelassenen Sperrmüll entfernen müssten. "Durch den Zuzug von Menschen ist es mehr geworden. Aber wir gehen mittlerweile besser damit um", sagt Krüger.

Schon länger arbeite Vonovia mit der Stadt "intensiv" daran, die aktuell 8738 Belegungsrechte für Sozialwohnungen gleichmäßiger zu verteilen. Denn in manchen Dresdner Plattenbau-Vierteln, zum Beispiel am Amalie-Dittrich-Platz oder an der Budapester Straße, leben fast nur Sozialhilfe-Empfänger.

Vonovia-Sprecher Matthias Wulff (49): "Das ist ein sehr langwieriger Prozess, weil alles ins Grundbuch eingetragen werden muss." Und natürlich müsse Vonovia den Auszug des Vormieters abwarten, bis aus einer geförderten eine nicht-geförderte Wohnung werden kann.

Vonovia-Sprecher Matthias Wulff (49).
Vonovia-Sprecher Matthias Wulff (49).  © Steffen Füssel
Völlig vermüllte Straßenzüge wie hier an der Budapester Straße sind ein hässlicher Anblick, ziehen Ratten an, stinken. Laut Vonovia ist Vermüllung ein zunehmendes Problem.
Völlig vermüllte Straßenzüge wie hier an der Budapester Straße sind ein hässlicher Anblick, ziehen Ratten an, stinken. Laut Vonovia ist Vermüllung ein zunehmendes Problem.  © Steffen Füssel

Bittere Neuigkeiten für den, der seine Miete selbst zahlt: In einem Teil seiner Dresdner Wohnungen hat Vonovia dieses Jahr die Miete erhöht.

Als einen Grund nennt Sprecher Wulff Kostensteigerungen, betont: "Wir bleiben innerhalb der vorgegebenen Mietspiegel-Spanne." Habe jemand Schwierigkeiten, die teurere Miete zu zahlen, finde man eine Lösung - insbesondere für Mieter über 70 Jahre.

Titelfoto: Fotomontage: Steffen Füssel

Mehr zum Thema Dresden Wirtschaft: