Volle Auftragsbücher bis mindestens 2025: Dresdner Flugzeugwerke im Höhenflug

Dresden - Ein Großauftrag aus San Francisco (USA) beschert den Elbe Flugzeugwerken Dresden (EFW) einen Höhenflug bis mindestens 2025. Was jetzt noch fehlt, sind ausreichend Mitarbeiter. Und eine Trendwende im Ausrüstungsgeschäft.

Schon ein gigantischer Vogel: Die Elbe Flugzeugwerke Dresden (EFW) wollen die Umrüstung von Maschinen des Typs A330 bis Ende übernächsten Jahres auf das Dreifache hochfahren.
Schon ein gigantischer Vogel: Die Elbe Flugzeugwerke Dresden (EFW) wollen die Umrüstung von Maschinen des Typs A330 bis Ende übernächsten Jahres auf das Dreifache hochfahren.  © Norbert Neumann

Mit einem Schlag ganz nach vorn: "Mit dem jüngsten Großauftrag gehört BBAM zu den zwei größten EFW-Kunden im Bereich der Umrüstung von Passagier- zu Frachtflugzeugen", sagt Geschäftsführer Andreas Sperl (74).

BBAM ist auch so schon ein ganz Großer. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco ist eine der zehn führenden Gesellschaften im Flugzeug-Leasing weltweit.

20 Maschinen der Airbusse A320/321 sollen die Dresdner für die Amerikaner bis 2025 umrüsten. Sitze raus, Frachttor und Ladekapazität rein, schließlich boomt das Online-Geschäft quer durch alle Branchen.

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Danach sollen weitere Aufträge folgen. "Wir haben großes Vertrauen in die Fähigkeiten von EFW", so BBAM-Chef Steve Zissis (45).

Deshalb landen aber nicht mehr Maschinen des Typs A320/321 an der Elbe. "Die Umrüstung machen wir mit Partnern in den USA, China und vor allem in Singapur", sagt EFW-Sprecherin Anke Lemke (51), "aber das gesamte Management dafür läuft hier bei uns."

Logistik, Konstruktionspläne, Material - auch deshalb suchen die Elbe Flugzeugwerke dringend Ingenieure. "Wir brauchen Personal für fast alle Bereiche", so Lemke. Und zwar ordentlich. Zu den aktuell 1600 Mitarbeitern sollen rund 300 neue hinzukommen.

Kapazität soll verdreifacht werden

EFW-Sprecherin Anke Lemke (51) mit Fluggerätelektroniker Pierre Rothe (29).
EFW-Sprecherin Anke Lemke (51) mit Fluggerätelektroniker Pierre Rothe (29).  © Norbert Neumann

Umgerüstet wird in Dresden aber dennoch. Elf des für Langstrecken konzipierten A330 haben die EFW bereits ausgeliefert. Für dieses Jahr sind fünf weitere geplant.

Die Nachfrage ist momentan riesig. "Bis Ende 2023 wollen wir die Kapazität verdreifachen", so Lemke.

Rückenwind bläst für die Dresdner aber nicht in allen Bereichen. Im Leichtbaugeschäft, das immerhin 50 Prozent des gesamten EFW-Geschäftsvolumens ausmacht, setzt sich der Einbruch fort. Klar, wenn in Zeiten von Corona keiner mehr fliegt.

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Türen, Toiletten, Seiten- oder Bodenplatten liegen in Dresden und bei den beiden Tochtergesellschaften Acosa und CCI Assembly in Kodersdorf auf Halde.

Aber schon wird ja das "Ende von Corona" prophezeit. Spätestens dann starten die EFW auch mit Leichtbauprodukten hoffentlich wieder voll durch.

EFW-Geschäftsführer Andreas Sperl (74).
EFW-Geschäftsführer Andreas Sperl (74).  © Eric Münch
Die Produktionsfläche der Elbe Flugzeugwerke in Dresden ist mit 65.000 Quadratmetern riesig, das Gelände selbst noch größer: Es umfasst insgesamt 250.000 Quadratmeter.
Die Produktionsfläche der Elbe Flugzeugwerke in Dresden ist mit 65.000 Quadratmetern riesig, das Gelände selbst noch größer: Es umfasst insgesamt 250.000 Quadratmeter.  © Norbert Neumann

Dresdner Flieger-Bau hat Tradition seit 1955

Sitze, Systeme, Boden, Träger - alles muss raus. Der A330 wird in Dresden umgerüstet, der Airbus 321 wird vor allem in Singapur umgebaut.
Sitze, Systeme, Boden, Träger - alles muss raus. Der A330 wird in Dresden umgerüstet, der Airbus 321 wird vor allem in Singapur umgebaut.  © Norbert Neumann

Die Elbe Flugzeugwerke gibt es de facto seit 1991. In der heutigen Form sind sie ein Gemeinschaftsprojekt von ST Engineering (Singapur) und Airbus (Toulouse, Frankreich). Die Mehrheit der Gesellschaft hält ST Engineering (55 Prozent).

Hauptbetätigungsfelder sind die Flugzeugumrüstung, Ausstattung und Wartung. Auf dem 250.000 Quadratmeter großen Werksgelände in Dresden-Klotzsche erwirtschaften 1600 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro.

Der Ursprung des Flugzeugbaus in Dresden geht zurück bis ins Jahr 1955. Nach dem Aus 1961 wurden bis 1990 sowjetische Militärmaschinen auf dem Gelände gewartet.

Titelfoto: Montage: Norbert Neumann, Eric Münch

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