Dresdner sind heftig am Tüfteln: Neue App soll Leben retten
Dresden - Es sind Sekunden, die Leben kosten: Nach einem Herz-Kreislauf-Kollaps braucht der Rettungsdienst bis zu 15 Minuten, bevor er helfen kann. Oft zu lange, um bleibende Schäden oder gar den Tod zu verhindern. Dabei sitzen geschulte Ersthelfer meist sehr viel näher, wissen aber nichts vom Notfall. Vier Dresdner wollen das nun mittels einer App in der Region ändern.
"Wir waren bei einer Patientin mit Brustschmerzen", sagt Rettungssanitäter und Medizinstudent Marcel Damme (32). "Auf einmal brach sie in sich zusammen, wir haben sie wiederbelebt und sie griff nach unseren Armen. Wenn man sofort hilft, hat man extrem gute Chancen, nach zehn bis 15 Minuten hätte das wohl nicht mehr funktioniert."
Es sind solche Momente, die auch Notärztin Maria Reden (36), Yacin Keller (38), ärztlicher Leiter der Integrierten Regionalleitstelle Dresden und Katrin Fritzsche (43), Oberärztin am Uniklinikum, alle schon erlebt haben.
Seit 2020 bringen sie nun die App "FirstAED" auf den Weg. "Im Falle eines Notrufs geht dieser in der Leitstelle ein", erklärt Marcel Damme. "Wenn der Disponent dort Reanimation wählt, arbeitet die App."
Wer mindestens einmal im Jahr eine professionelle Schulung in Sachen Wiederbelebung macht, kann sich registrieren und wird, wenn er sich in der Nähe befindet, alarmiert.
Maria Reden: Da hätte ich ja helfen können
Dabei kann er die App auch abstellen oder Einsätze ablehnen. Nimmt er an, bekommt er und andere qualifizierte Ersthelfer eine Rolle zugewiesen. Sie können dann schon mit der Wiederbelebung beginnen, bevor der Notarzt eintrifft.
In anderen Städten und Ländern arbeitet das System bereits, hat dort schon Leben gerettet. In Ostsachsen soll es am 8. Dezember an den Start gehen, im Großraum Dresden muss aber Geld aufgetrieben werden.
"Wir brauchen insgesamt 70.500 Euro, um das System für 1000 Helfer für drei Jahre einzurichten", so Marcel Damme. Dazu hat das Quartett nun ein Crowdfunding eingerichtet.
Aber würden die Helfer nach Feierabend tatsächlich auch noch ehrenamtlich alarmiert werden wollen? "Zwei bis vier Alarmierungen im Jahr sind ja kein so großer Aufwand", sagt Notärztin Maria Reden.
"Neulich stand ein Rettungswagen genau vor meinem Haus und ich dachte mir: Da hätte ich ja helfen können."
Auch Katrin Fritzsche bestätigt: "Wenn die App geht, gehe ich los und rette meinen Nachbarn. Wir sehen ja jeden Tag, wie es schlecht ausgeht. Und schon jetzt fragen uns Kollegen, wann es denn endlich losgeht."
Wer helfen will: 99funken.de/region-d-lebensretter-dresden.
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis