DVB-Streik: So hat sich der Arbeitskampf von Bus und Bahn auf der Straße angefühlt

Dresden - Es gibt definitiv schönere Tage, sich Gedanken darüber machen zu müssen, wie der Weg auf Arbeit, zum Arzt oder Einkaufen bewältigt werden kann. Bei nasskalten Temperaturen irgendwo um den Gefrierpunkt streikten am heutigen Freitag die Angestellten des öffentlichen Nahverkehrs. Davon betroffen die DVB und ihre Fahrgäste. Warum? Die Gewerkschaft ver.di steckt in Tarifverhandlungen. Wir haben uns mal auf den Straßen umgeschaut, wie die Menschen mit den widrigen Umständen zurechtgekommen sind.

Am Hauptbahnhof herrschte am Morgen gähnende Leere.
Am Hauptbahnhof herrschte am Morgen gähnende Leere.  © Steffen Füssel

Mathilde läuft uns am Bahnhof entgegen. Die 76-Jährige findet es nicht schlimm, ihre Wege an diesem Freitag zu Fuß erledigen zu müssen. "Auf Arbeit habe ich viel gesessen, konnte mit Renteneintritt gar nicht mehr laufen, weil meine Bandscheibe kaputt war", sagt sie.

Doch das Privileg des Laufens müssen sich vor allem Arbeitnehmer erst einmal leisten können. Lea (23) zum Beispiel macht in Dresden gerade ein Praktikum, stammt eigentlich aus Hamburg und studiert in Zwickau.

Sie hat von dem Streik im Vorfeld nichts mitbekommen und ärgert sich. "Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre es ok gewesen", sagt sie und sucht auf ihrem Handy nach dem besten Fußweg zum Ziel.

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Den hat Martin (31) per Mietfahrrad genommen. Nachdem er sein Kind noch zu Fuß zum Kindergarten geschafft hat, ist er mit deinem der unzähligen gelben DVB-Räder zum Bahnhof gefahren.

Von denen gibt es in der Stadt noch genügend freie, genauso wie eRoller. Allgemein scheinen die Dresdner sehr gut vorbereitet, die Haltestellen sind leer. Nur vereinzelt schauen Menschen irritiert auf die Abfahrtspläne, zumeist sind es Sprach- oder Ortsfremde.

Lea (23) kam von außerhalb und wurde vom Streik überrascht. Martin (31) stieg von den gelben Öffis auf das gelbe Fahrrad um.
Lea (23) kam von außerhalb und wurde vom Streik überrascht. Martin (31) stieg von den gelben Öffis auf das gelbe Fahrrad um.  © Bildmontage: Steffen Füssel

Mit so viel Verständnis blickten die Dresdner auf den Streik

Ausfall, Ausfall, überall nur Ausfall. Wer sich innerhalb der Stadt mit den Öffentlichen fortbewegen wollte, hatte nur wenig Glück.
Ausfall, Ausfall, überall nur Ausfall. Wer sich innerhalb der Stadt mit den Öffentlichen fortbewegen wollte, hatte nur wenig Glück.  © Steffen Füssel

Und wie schaut es mit dem Verständnis für den Streik aus? Frida (26) arbeitet in einem bekannten Kaffeehaus, auch sie musste zu Fuß auf Arbeit. Sie kann die DVB-Mitarbeiter verstehen, fragt aber zugleich, ob es nicht auch intelligentere Lösungen gegeben hätte. Andernorts ist das Verständnis nicht so groß, zitieren lassen wollte sich allerdings keiner der Kritiker. Durch die Aktion würden wieder nur die ärmeren Menschen getroffen werden, die sich kein Auto leisten könnten und eh in den letzten zwei Jahren schon genug gelitten hätten.

Übrigens: Schon am kommenden Mittwoch steht uns die nächste Streikrunde ins Haus. Neben dem Nahverkehr kommen dann wohl auch die Mitarbeiter kommunaler Kitas und vom Städtischen Klinikum dazu.

Aus diesen Gründen streikten die DVB-Mitarbeiter

Vor dem Verkehrsmuseum machten die Streikenden deutlich, was sie von ihrem Arbeitgeber verlangen.
Vor dem Verkehrsmuseum machten die Streikenden deutlich, was sie von ihrem Arbeitgeber verlangen.  © Paul Hoffmann

"Wir sind Menschen und keine Nummern!": Auch wenn Geld unbestritten ein wichtiges Thema ist, traten viele DVB-Mitarbeiter auch für bessere Arbeitsbedingungen in den Streik.

"Die Dienstpläne sind nicht menschlich, es wirkt, als ob sie ein Computer schreibt", hieß es beispielsweise am Rande einer ver.di-Demo vor dem Verkehrsmuseum.

Gemeint sind ungünstige Pausenzeiten, zersplitterte Dienste oder zu kurze Zeiträume, um an der Wendeschleife mal in Ruhe auf Toilette gehen zu können.

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Auch die Beschaffenheit mancher WCs oder fehlende Achtung für die tägliche Höchstleistung auf Dresdens Straßen machen so manch Mitarbeiter sauer.^

Doch nicht alle. Ein Bahnfahrer meinte beispielsweise mit etwas Unverständnis: "Du weißt doch, worauf du dich einlässt. Hier wird nun mal jeden Tag von 0 bis 24 Uhr gearbeitet."

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel

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