Dynamo-Talent und seine Familie nach der Blitz-Abschiebung: "Was soll jetzt aus uns werden?"

Radebeul/Pirna - Mitten in der Nacht rissen Polizisten sie aus dem Schlaf, brachten die georgischen Familien aus Radebeul und Pirna zum Abschiebeflug nach Leipzig. 50 Personen aus Sachsen landeten am Freitagnachmittag in Tiflis. Viele wissen nicht, wie es jetzt weitergehen soll.

Aus Radebeul abgeschoben und verzweifelt: Fußballer Gigi (14, 2.v.l.) im Dynamo-Trikot und seine Familie am Freitagnachmittag im georgischen Tiflis.
Aus Radebeul abgeschoben und verzweifelt: Fußballer Gigi (14, 2.v.l.) im Dynamo-Trikot und seine Familie am Freitagnachmittag im georgischen Tiflis.  © privat

Die Polizei kam um Mitternacht. Eine Stunde blieb der Radebeuler Familie, das Nötigste zu packen. "Wir baten um mehr Zeit, doch die Polizei sagte Nein. Sie sagten, wir müssen nach Georgien fliegen", erzählt Gigi Z. (14).

TAG24 erreichte die Familie in Tiflis via Video-Telefonat. Gigi spricht nach über zwei Jahren in Sachsen ganz gut Deutsch, besuchte die Oberschule, hatte gute Noten.

Sieben Taschen packte die Familie in der Stunde zusammen. Die kleine Sara (1), die ihren Kita-Platz ab Juli schon sicher hatte, weinte. So wie auch Mutter Salome (34).

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"Sie war verwirrt, unter Schock. Wir wussten nicht, was wir machen sollten", berichtet Gigi. "Die Polizisten waren in Ordnung. Sie konnten aber keine Fragen meiner Eltern beantworten, es war kein Dolmetscher dabei."

In getrennten Fahrzeugen wurde die Familie in Gewahrsam gebracht, konnte noch ein paar Stunden schlafen. Früh ging es zum Flughafen.

Gigi Z. spielte bei Dynamo Dresden in der U15

Jörg Eichler (45) vom Sächsischen Flüchtlingsrat kritisiert die nächtliche Abschiebe-Praxis.
Jörg Eichler (45) vom Sächsischen Flüchtlingsrat kritisiert die nächtliche Abschiebe-Praxis.  © Sächsischer Flüchtlingsrat

"Diese Abschiebe-Praxis mit nächtlichen Zugriffen ist menschenunwürdig und rechtswidrig", kritisiert Jörg Eichler (45) vom Sächsischen Flüchtlingsrat.

Nach der Landung in Tiflis kam die Familie in ihrem alten Haus unter. Körperlich geht es ihnen so weit gut. Seelisch nicht.

"Mama weint viel. Wir wollen zurück, aber wissen nicht wie", sagt Gigi. Auch wie sie an ihr zurückgelassenes Hab und Gut kommen sollen. Babybrei-Kocher, Kleidung oder auch der Fernseher sind noch in Radebeul.

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Als Gigi über Dynamo redet, kommen auch ihm die Tränen. Als Stürmer kam er vom SC Borea, spielte in den letzten zwei Monaten in der U15-Mannschaft der SGD, stand fest im Kader. Nach TAG24-Informationen sollte er einen Vertrag erhalten.

"Ich habe Freunde im Team, will für Dynamo spielen", sagt Gigi. Der Verein wollte sich "mit Blick auf das laufende Verfahren nicht äußern", teilte ein Dynamo-Sprecher am Freitag mit. Fürs Innenministerium dürfte das Verfahren nun jedoch (erfolgreich) abgeschlossen sein.

Titelfoto: privat

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