Die Biedenkopfs sind erneut umgezogen!

Dresden - Seit Jahrzehnten steht sie treu an der Seite ihres Mannes: Ingrid Biedenkopf (90), Gattin von Kurt Biedenkopf (91).

Unzertrennlich: Ingrid (90) und Kurt Biedenkopf (91).
Unzertrennlich: Ingrid (90) und Kurt Biedenkopf (91).  © Norbert Neumann

Als dieser 1990 erster Ministerpräsident im wiedergegründeten Freistaat Sachsen wurde, zog sie wie selbstverständlich mit in die Regierung ein. Ohne verfassungsmäßiges Amt, aber als "Landesmutter".

Aus einem eigenen Büro engagierte sie sich großherzig und nachdrücklich vor allem für die Anliegen der "kleinen Leute" im Lande.

Jetzt ist sie 90 geworden. TAG24 hat beide in ihrem neuesten Heim in Dresden besucht.

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"Schauen Sie mal aus dem Fenster! Dieser Blick!", ruft Ingrid Biedenkopf. Ja, der ist schön: genau auf die Frauenkirche. Aber den Blick hatten sie auch schon vorher - von der anderen Seite des Neumarkts. Aus der Schütz-Residenz.

"Dort haben wir aber nicht lange gewohnt", erklärt sie. "Hier ist es jetzt richtig schön."

Auch in Sichtweite der Frauenkirche: die Schütz-Residenz.
Auch in Sichtweite der Frauenkirche: die Schütz-Residenz.  © Steffen Füssel

In einem ehemaligen Gästehaus der Stasi führte das Paar eine Minister-WG

Ehemann Kurt nickt. Hier, das ist eine Suite im vierten Stock des Hilton Hotels. Standesgemäß auf dem Executive Floor (eine Etage mit exklusiven Privilegien und zusätzlichen Services).

Der Unterkunft ging eine Odyssee voraus. Zwar hatte das Paar mehr als drei Jahrzehnte als Hauptwohnsitz ihr (inzwischen verkauftes) Haus am Chiemsee. Doch in Dresden blieben sie Nomaden: Da war zunächst die Schevenstraße am Elbhang.

In dem ehemaligen Gästehaus der Stasi führte das Paar eine Minister-WG. Doch als dem Landesrechnungshof auffiel, dass Biko und Frau für 1266 DM kalt 155 Quadratmeter bewohnten, Extras eingeschlossen, war 2002 Schluss.

Die Regierungs-WG auf der Schevenstraße 1991. Links im Foto Ingrid beim Servieren von Selbstgekochtem.
Die Regierungs-WG auf der Schevenstraße 1991. Links im Foto Ingrid beim Servieren von Selbstgekochtem.  © Klaus Mehner

Umzüge über Umzüge über Umzüge

Es folgten das Mätressenschlösschen in Radebeul, das Keppschloss Pillnitz und bereits einmal der Neumarkt.

Dann der Kauf einer Wohnung in der Dresdner Saloppe. Weil diese aber lange nicht fertig wurde, zogen Kurt und Ingrid ins Kempinski-Hotel im Taschenbergpalais. Von da aus ging es in die Schütz-Residenz.

"Das mit der Saloppe hat sich erledigt", sagt die 90-Jährige. "Zu weit draußen und damit für uns zu gefährlich, haben die Kinder gesagt. Ich werde die Wohnung vermieten. Aber ich habe bereits eine neue im Blick. Ganz in der Nähe hier."

Also noch ein Umzug.

Die Saloppe an der Elbe. Hier haben Biedenkopfs eine Wohnung gekauft, werden aber nicht einziehen.
Die Saloppe an der Elbe. Hier haben Biedenkopfs eine Wohnung gekauft, werden aber nicht einziehen.  © Steffen Füssel

Aber wie geht das mit der persönlichen Habe?

"Ich brauche nicht viel", sagt die Jubilarin. "Alles, was ich hatte, habe ich am Ende des Krieges verloren. Was ich nicht hergeben wollte, ist mein Schmuck." Sie berührt eine Perlenkette am Hals. "Den bekommen einmal die Kinder", so die mehrfache Uroma.

"Auch nicht hergeben will ich meinen Mann." Und der hat seine Habe, seine ganzen Bücher, darunter alle selbst geschriebenen, in seiner Kanzlei - die jüngst erst umgezogen ist.

Titelfoto: Norbert Neumann

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