Dresden in der Taxi-Krise: Fast jeder zweite Fahrer weg!

Dresden - Die Corona-Krise hat die Taxi-Branche ähnlich hart getroffen wie das Gastgewerbe. Hunderte Fahrer sprangen ab, kehrten nicht zurück. Die Folgen sind auch längere Wartezeiten für Kunden. Deren Unmut steigt, es kommt zu Pöbeleien und Beleidigungen.

Die Chefs der Dresdner Taxigenossenschaft, Anja Zimmermann (48) und Jan Kepper (46), suchen dringend Fahrer.
Die Chefs der Dresdner Taxigenossenschaft, Anja Zimmermann (48) und Jan Kepper (46), suchen dringend Fahrer.  © Ove Landgraf

Die Dresdner Taxigenossenschaft (135 Unternehmen) in der Krise! Vor der Corona-Pandemie steuerten rund 1000 Fahrer Taxis durch die Stadt. Doch durch den virusbedingten Nachfrage-Einbruch und der folgenden Kurzarbeit kehrten viele Fahrer dem Gewerbe den Rücken.

"Jetzt haben wir nur noch 600", sagt Vorstand Jan Kepper (46). Ein Problem sei sicher, dass die Bereitschaft zurückgegangen ist, "dann zu arbeiten, wenn andere Freizeit haben".

War der Anspruch vor Corona noch, nach spätestens zehn Minuten beim Kunden zu sein, können manche Fahrten jetzt gar nicht mehr bedient werden. Die Wartezeiten haben zugenommen, in seltenen Fällen bis zu einer Stunde.

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"Manche Kunden reagieren darauf sehr erbost, werden beleidigend, schimpfen auf Fahrer und Mitarbeiter der Telefonzentrale", bedauert Vorstand Anja Zimmermann (48).

Telefonistin Doreen Anders-Barth (53): "Ich versuche dann den Kunden die Situation zu erklären. Aber einige Kollegen haben sich bereits krankgemeldet."

Disponentin Doreen Anders-Barth (53) muss in der Telefonzentrale mit dem Unmut vieler Kunden kämpfen.
Disponentin Doreen Anders-Barth (53) muss in der Telefonzentrale mit dem Unmut vieler Kunden kämpfen.  © Ove Landgraf
Von 1000 Fahrern Anfang 2020 sitzen jetzt nur noch 600 hinterm Steuer.
Von 1000 Fahrern Anfang 2020 sitzen jetzt nur noch 600 hinterm Steuer.  © Ove Landgraf
Aufgrund des Fahrermangels können nicht mehr alle Kunden-Anfragen bedient werden.
Aufgrund des Fahrermangels können nicht mehr alle Kunden-Anfragen bedient werden.  © Ove Landgraf

Fahrer dringend gesucht

Anja Zimmermann spricht auch von seelischen Problemen als Folge der Pöbeleien. "Wir geben unser Bestes, der Fahrermangel ist auch für uns schwierig." Die Lage sei so angespannt, dass nicht mal mehr alle Kranken-Fahrten (etwa zur Dialyse) wie früher pünktlich bedient werden könnten.

Und Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Die anstehende Erhöhung des Mindestlohns werde viele Unternehmen vor Probleme stellen. Dabei müssen sie laut Genossenschaft noch zur aktuell geltenden Tarifordnung mit (alten) Diesel-Preisen von 1,20 Euro pro Liter wirtschaften.

Um den baldigen Kollaps zu vermeiden, sucht die Genossenschaft verzweifelt Verstärkung: "Wir suchen dringend Fahrer, Unternehmen stellen sofort ein", so Jan Kepper. Unter taxi-dresden.de finden Interessierte Stellenanzeigen.

Titelfoto: Montage: Ove Landgraf (2)

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