Ohne Vorwarnung: Vonovia entsorgte unseren Kinderwagen

Dresden - Es klingt unfassbar, was Jana Müller (32) jetzt passierte. Sie besuchte mit ihrem Sohn Randy (2) ihre Mutter Katrin Schröder (52) in der Johannstadt. Im Hausflur stellten die Gäste aus Glashütte ihren Kinderwagen ab. Doch der war tags darauf verschwunden - vom Vermieter Vonovia ohne Vorwarnung entsorgt!

Der Sechsgeschosser an der Florian-Geyer-Straße in der Johannstadt.
Der Sechsgeschosser an der Florian-Geyer-Straße in der Johannstadt.  © Norbert Neumann

Mutti Schröder wohnt in einem Vonovia-Sechsgeschosser an der Florian-Geyer-Straße, freute sich über den Familienbesuch. 

"Den Kinderwagen hatten wir im Treppenhaus an der Seite abgestellt. Er stand nicht im Weg, auch die Haustüre ließ sich vollständig öffnen", berichtet Tochter Jana. Am nächsten Morgen stand der Wagen noch da, was auch eine Hausbewohnerin bestätigte. Ein paar Stunden später war er plötzlich verschwunden.

"Das war ein Schock für uns. Wir riefen den Hausmeister an. Der sagte, er wisse von nichts. In der Vonovia-Telefonzentrale sagte man uns, dass der Kinderwagen geräumt wurde", berichtet die Mieterin. "Es gab dafür keine Ankündigung, keinen Brief, keinen Aushang."

Dresden: Max Riemelt und Ronald Zehrfeld: Was haben die Leinwandstars mit der ersten Westkohle gekauft?
Dresden Max Riemelt und Ronald Zehrfeld: Was haben die Leinwandstars mit der ersten Westkohle gekauft?

Kann das wirklich sein? 

Generell würden Objektbetreuer darauf achten, dass Fluchtwege aus Sicherheitsgründen frei und der Brandschutz gewahrt bleibe, so Vonovia-Sprecher Matthias Wulff (44). Aber: "Hier ist uns ein bedauerlicher Fehler unterlaufen. Wir hätten den Kinderwagen nicht einfach so entfernen und erst recht nicht direkt entsorgen dürfen", räumt er ein. "Wir gehen diesem Vorgang nach und kümmern uns darum, dass so etwas nicht wieder passiert."

Sonderbar: Laut Vonovia soll der Kinderwagen nicht im Hausflur, sondern einem Keller-Vorrat mit Unrat gestanden haben, der ebenfalls zum Sperrmüll gebracht wurde. Demnach müsste ihn also am Vormittag jemand aus dem Hausflur in den Keller gebracht haben - kurz vor der unangekündigten Räumungsaktion.

So oder so: "Wir bedauern sehr, dass wir hier nicht genug aufgepasst haben", versichert Wulff. "Wir melden uns bei der Mieterin, damit wir ihrem Besuch den Schaden ersetzen und uns bei ihr entschuldigen können."

Diesen Kinderwagen-Buggy entsorgte Vermieter Vonovia einfach auf dem Sperrmüll.
Diesen Kinderwagen-Buggy entsorgte Vermieter Vonovia einfach auf dem Sperrmüll.  © privat
Mieterin Katrin Schröder (52) mit ihrem Enkel Randy (2) an jener Stelle im Treppenhaus, wo sie den Kinderwagen abgestellt hatte.
Mieterin Katrin Schröder (52) mit ihrem Enkel Randy (2) an jener Stelle im Treppenhaus, wo sie den Kinderwagen abgestellt hatte.  © Norbert Neumann

Was ist erlaubt und was nicht?

Dem Mieterverein Dresden sind bislang keine Fälle bekannt, in denen Vermieter Kinderwagen entsorgt hätten. 

Jedoch gibt es immer wieder Fälle, in denen Mieter per Ultimatum aufgefordert werden, Kinderwagen aus dem Hausflur zu entfernen, Vermieter mit der Entsorgung drohen.

Rechtlich gilt als Faustregel: Gibt es keine zumutbare Alternative (wie einen Raum im Erdgeschoss oder Kellerraum mit Fahrstuhl), dürften Mieter ihre Kinderwagen (auch Rollstühle und Rollatoren) dann im Hausflur abstellen, wenn Fluchtwege nicht verstellt sind sowie andere Mieter nicht erheblich gestört werden, so Katrin Kroupová (46) vom Mieterverein. 

Ihr Tipp für Haus-Besucher: Zettel mit Telefonnummer am Kinderwagen hinterlassen.

Ist der Flur (zu) eng, ist oft auch die Anmietung einer Abstell-Box möglich, die vorm Haus aufgebaut wird. Mieter sollten sich beim Vermieter danach erkundigen. Bei Vonovia kostet die Box je nach Größe monatlich 8 bis 18 Euro.

Titelfoto: Montage: Norbert Neumann, privat

Mehr zum Thema Dresden: