Kommentar zum Zankapfel Marienbrücke: Neben der Spur
Dresden - Des einen Freud ist des anderen Leid - auch in unserer Redaktion lässt sich anhand des morgendlichen Stresslevels erahnen, wer mit dem Auto und wer mit der Bahn über die Marienbrücke gekommen ist. Ich bin jedenfalls froh, dass die Brücke nicht zu meiner täglichen Fahrtstrecke gehört. Sie ahnen es: Ich zähle zu den Autofahrern.
Es macht einen Unterschied, ob man sich schon im Vorfeld der Brücke mit nervendem "Stop-and-go" Stoßstange an Stoßstange minutenlang quälen muss. Oder die freie Fahrt mit der Bahn genießen kann.
Insofern kann ich es auch nicht nachvollziehen, wenn Dresdens Verkehrsbürgermeister so tut, als würde die Spur-Sperrung quasi keine Nachteile für Autofahrer bewirken.
Es mag in der Theorie für den Durchfluss egal sein, ob Autos auf dem Mittelteil (der gesperrte Teil ist 180 Meter lang) der Brücke nebeneinander auf zwei Spuren (mit Bahnen) oder hintereinander auf einer Spur (ohne Bahnen) warten.
In der Praxis führt der nun fehlende Raum aber dazu, dass Kreuzungen häufiger von ungeduldigen Fahrern zugestellt werden, was weitere Verzögerungen auslöst.
Ich persönlich finde, die Autofahrer müssen schon genug aushalten. Jeder, der im Berufsverkehr in der Innenstadt unterwegs ist, weiß, wie angespannt die Verkehrslage seit Einsturz der Carolabrücke ist. Das liegt auch daran, dass bei größeren Straßensanierungen Autospuren für Radwege "geopfert" werden.
Täglich fahren rund 16.000 Fahrgäste in Bahnen (Linie 6 und 11) über die Brücke und rund 36.000 Autos. Dresden will Politik für alle Verkehrsteilnehmer machen? Dann sollte die Fahrspur nach der Weihnachtszeit wieder für Kfz geöffnet werden.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch / Ove Landgraf
