Dank jeder Menge Arbeit und Farbe: Operette ist jetzt ein Ballsaal

Dresden - In den Glanzzeiten des Tanzvergnügens vor mehr als 100 Jahren luden in Dresden und Umgebung weit über 100 Ballhäuser zum Amüsement an. Heute sind davon nur noch wenige erhalten. Aber: Dresden bekommt einen neuen Ballsaal - wenn auch nur für kurze Zeit.

Die volle Wirkung entfaltete sich erst beim Aufstellen: Timo Dentler (54), Okarina Peter (51) und Carina Slavik (46, v.l.) stehen staunend im Operetten-Ballsaal.  © Norbert Neumann

Für die Sommerkomödie "Ball im Savoy" verwandelt sich die Bühne der Operette ab 21. Juni in einen riesigen Ballsaal.

"Sieben Meter hoch sind die Bühnenelemente, Säulen, Wände, Bögen", weiß Theatermalerin Carina Slavik (46). Schon für ungefähr 50 Produktionen hat sie die Kulissen verziert.

Der "Ball im Savoy" jedoch hat es in sich. "Wir haben allein rund 720 Quadratmeter Tapete schabloniert. Das war eine ungeheure Arbeit, denn bei vier Farben bedeutet das, man muss viermal an die Fläche ran. Danach wurde alles noch mit etwas Patina wie Rissen oder Wasserschäden versehen. Etwa fünf Wochen haben wir zu viert daran gearbeitet."

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Das Ergebnis ist ein wundervoller Ballsaal, der seine besten Zeiten schon hinter sich hat.

"Genau diesen maroden Charme, diesen Schmerz wollten wir mit unserem Entwurf sichtbar machen", sagen die Bühnen- und Kostümbildner Okarina Peter (51) und Timo Dentler (54).

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"In einer Wandbemalung habe ich ein Mäuschen versteckt", lacht Carina Slavik (46).  © Norbert Neumann
Die Bühnen- und Kostümbildner Okarina Peter (51) und Timo Dentler (53) sind von der Kulisse begeistert - ein Modell im Maßstab 1:25 war der Ausgangspunkt.  © Norbert Neumann

Bühnen- und Kostümbildner setzen auf einen cleveren Trick

Das Palmblatt-Motiv der "Wandtapete" ist typisch für die Jugendstil-Zeit.  © Norbert Neumann

Sie bedienen sich eines tollen Tricks: "Das hintere Bühnenbild ist verspiegelt, so erscheint der ohnehin große Saal noch größer."

Das bedeutete aber auch für die Theatermaler mehr Arbeit: "Denn auch die Rückseiten der Kulissen mussten bemalt werden", sagt Carina Slavik.

Sonst würde die ganze Illusion auffliegen. "Häufig werden Kulissen nur bedruckt. Aber hier ist alles Handarbeit, da ist Leben drin - und Poesie", schwärmt Okarina Peter.

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Der Rausch im Tanzsaal wird durch einen zweiten Trick verstärkt: Das Bühnenbild schwebt einen Zentimeter über der Drehbühne. Die Sänger tanzen durch den Raum, während die Ballsaal-Kulisse stehen bleibt.

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