Die "Gute Stube" ist jetzt ein flotter Fuffziger: Dresden verneigt sich vorm Kulti!
Dresden - Ein Dresdner Liebling feierte Samstag 50. Geburtstag: Der Kulturpalast - liebevoll "Kulti" genannt - öffnete für Gratulanten Tür und Tor.
![Ein halbes Jahrhundert Spaß und gute Laune: Viele Dresdner und Gäste der Stadt wollten gestern beim Tag des offenen Hauses dem Kulti gratulieren.](https://media.tag24.de/951x634/a/2/a283c50dbe33b41f75c7.jpg)
Der Kulti war als "Haus der sozialistischen Kultur" geplant - flach und modern. Doch Walter Ulbricht wollte ihn lieber mit einem Turm und unkte, der Bau sei "verhunzt". Doch Besucher und Künstler waren begeistert.
Seit 1969 spielten unter anderem Udo Jürgens, Karel Gott und Charles Aznavour im großen Saal. Helmut Kohl saß 1991 beim CDU-Parteitag neben Frauenministerin Angela Merkel auf der Bühne.
Heute "wohnen" die Dresdner Philharmoniker, die Städtische Bibliothek und das Kabarett "Herkuleskeule" im Kulti unter einem Dach. Viele Wegbegleiter ließen Erinnerungen wach werden. Auch Joachim Schlese war gekommen, der 1970 das Jazzfestival "Dixieland" in den Kulti brachte.
Samstag nahmen die Dresdner ihren frisch sanierten Liebling wieder so richtig in Besitz. Fotografin Renate Beutel (72) vom Dresdner Fotoaktiv 57 e.V. stellte ihre Bilder von 1969 aus, als sie Studenten fotografierte, die das Kulti-Kupferdach schrubbten: "Sie arbeiteten freiwillig ohne Helm und Arbeitsschuhe."
Kinder konnten die Foyers beim Musizieren auf dem größten Klavier der Welt erobern. Auf dem sieben Meter langen Walking Piano wurde mit den Füßen gespielt. Oder sie bauten Musikinstrumente - so wie die kleine Johanna (5) aus Berlin ein Saiteninstrument Monochord.
Sonntag geht die Sause weiter
![Instrumentenbauer Stefan Roszak (52) baute mit Johanna (5) ein Monochord.](https://media.tag24.de/951x634/b/c/bcc45ce6e372b0caa19f.jpg)
"Die Akustik des Saals ist ein Stück Magic" freute sich Intendantin Frauke Roth (52).
"Heute wurde die neue Beschallungsanlage eingeweiht und läuft perfekt." Roths Zukunftsvision: "Der Kulti soll noch mehr zu einem offenen Haus werden, zum Beispiel auch mit Diskussionsformaten. Bei Kammerkonzerten können bald 150 bis 300 Besucher sogar auf der Bühne neben den Musikern sitzen. Eine Baugenehmigung haben wir schon."
Der neue Bürgerchor vom Kulti trat Samstag bei der Geburtstagsgala (wurde 20.15 Uhr im MDR übertragen) erstmals auf.
Gratulanten wie der Dresdner Kreuzchor, Tim Bendzko, Maschine, Silly, City oder Frank Schöbel standen auf der Bühne. Parallel konnten Besucher auf einer Open-Air-Bühne auf dem Altmarkt mitfeiern.
Für den erkrankten Roland Kaiser war Howard Carpendale eingesprungen.
Sonntag wird in Dresden weiter gefeiert. Höhepunkt ist um 19 Uhr die Aufführung von Carmina Burana mit Schulchören aus Sachsen (Restkarten an der Abendkasse: 18/9 Euro).
![Will den Kulti mit Musik füllen und zu einem offenen Haus machen: Frauke Roth (52), seit 2015 Intendantin der Dresdner Philharmonie.](https://media.tag24.de/951x634/7/a/7a82668d4a0ae4387277.jpg)
![Selbst für vier Hände ist das "Walking Piano" zu groß. Leslie Lynn (26) und Dennis Volk (40) spielten mit den Füßen auf dem größten Klavier der Welt.](https://media.tag24.de/951x634/d/8/d82743f1f60c87abed3c.jpg)
![Die Fotografin Renate Beutel.](https://media.tag24.de/951x634/6/3/63803973d60bd1b40dd3.jpg)
![Der von außen illuminierte Kulturpalast am Samstagabend.](https://media.tag24.de/951x634/a/c/ac86bfa8c2896d64cd38.jpg)
![Unter den Gästen: Wolfgang Stumph (re.)](https://media.tag24.de/951x634/7/0/701191e3d6d6877742cc.jpg)
![Volles Haus am Samstagabend.](https://media.tag24.de/951x634/e/9/e9e3260d3dd4beab34b1.jpg)
![Der Kulti wurde auch politisch genutzt: Soldaten der Nationalen Volksarmee marschieren 1977 zum 14. Parteitag der DDR-CDU im Saal auf.](https://media.tag24.de/951x634/f/4/f44dbff9b60887912eee.jpg)
![Bau auf, bau auf: Am Altmarkt wird 1967 das "Haus der sozialistischen Kultur" errichtet - von den Dresdnern später kurz und knapp "Kulti" genannt.](https://media.tag24.de/951x634/e/8/e87be360c1721da1d5bd.jpg)
Titelfoto: Norbert Neumann, imago images/Ulrich Hässler