Im Spieglerschen Haus war der letzte König gern zu Gast: Das Weinbergschlösschen von Trachenberge

Dresden - Das Dresdner Residenzschloss oder die Elbschlösser Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg kennt wohl jeder. Doch wusstet Ihr, dass in und um Dresden weit über Hundert weitere Herrscherhäuser stehen, umrankt von zahllosen Geschichten und Legenden? TAG24 hat sich für eine neue Serie auf die Spur dieser weitgehend geheimnisvollen und fast vergessenen Seite von Dresden gemacht. Schlösser, Burgen, Rittergüter - lasst Euch überraschen.

Im Garten steht noch immer ein Teil der Pöppelmann'schen Augustusbrücke.
Im Garten steht noch immer ein Teil der Pöppelmann'schen Augustusbrücke.  © Archiv Uwe Meyer Clasen

Hinter einem prächtigen schmiedeeisernen Tor liegt das Spieglersche Haus an der Döbelner Straße in Trachenberge. In dem im 17. Jahrhundert entstandenen Weinbergschlösschen war der letzte sächsische König Friedrich August III. (1865-1932) ein gern gesehener Gast. Im Garten erinnert bis heute ein "Souvenir" daran.

Zu Königs Zeiten gehörte das Haus Gotthold Opitz (1855-1924), der Leibarzt des letzten Königs war. Sein Schwiegervater Friedrich Hermann Müller (1819-98), ein reicher Rentier, hatte das Schlösschen 1863 erworben.

Opitz und seine Familie nutzten das Anwesen zuerst nur als Sommersitz und machten es erst ab 1895 - mit der Erweiterung um die beiden Seitenflügel und der Gestaltung der Neo-Rokoko- Fassade - zum herrschaftlichen Palais.

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2013 war es 150 Jahre in Familienbesitz. Sein Überleben verdankt das Anwesen seiner Namensgeberin, Maria Spiegler (1897-1995). Sie war die Tochter von Gotthold Opitz und kämpfte erfolgreich gegen die Enteignung zu DDR-Zeiten. Bis zu ihrem Tod lebte sie in dem Schloss.

Steinernes Geländer ist ein Geschenk des letzten sächsischen Königs

Der Stadtteilhistoriker Uwe Meyer-Clasen (79) hat die Geschichte des Schlösschens aufgearbeitet.
Der Stadtteilhistoriker Uwe Meyer-Clasen (79) hat die Geschichte des Schlösschens aufgearbeitet.  © Thomas Türpe

Auch der Stadtteilhistoriker Uwe Meyer-Clasen (79), der mehrere Publikationen zum Spieglerschen Haus und der Familie Müller-Opitz-Spiegler verfasst hat, ist sich sicher, dass Marias Widerstand das Schlösschen rettete.

"Sie hat sich nicht einschüchtern lassen", sagt Uwe Meyer-Clasen. Und sie war in der DDR geblieben, hatte die Stellung gehalten. Sie handelte weitsichtig, holte sich Bekannte als Mieter in ihr Schlösschen, bevor ihr Fremde zugewiesen wurden.

Ohne sie gäbe es vermutlich auch den besonderen Schatz im Garten des Spieglerschen Hauses nicht mehr. Denn auch der 15.000 Quadratmeter große Park blieb privat.

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Dort steht ein Stück der von Zwinger-Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) erbauten Augustusbrücke, die 1906 abgerissen wurde und einer moderneren weichen musste.

Das steinerne Geländer ist ein Geschenk des letzten sächsischen Königs, Friedrich August III., an den Hofrat und Leibarzt Opitz höchstselbst. "Der König ging hier ein und aus", erzählt Uwe Meyer-Clasen.

Dem offensichtlich guten Freund widmete der Wettiner dann auch nicht irgendein Teil des Bauwerks: Dieses Stück des Geländers trug einst das 4,50 Meter hohe Brückenkreuz, das 1845 bei einer Flut in die Elbe stürzte und seither als verschollen gilt. Von der Straße aus ist dieser Schatz nicht zu sehen. Mit der Sanierung des Palais bis 2006 wurde das Geländer vom Rande des Parks in die Mitte verschoben.

Hinter dem hohen Tor verbirgt sich das Anwesen mit Parkanlage.
Hinter dem hohen Tor verbirgt sich das Anwesen mit Parkanlage.  © Thomas Türpe

Das Anwesen ist weiter im Besitz der Familie. Marias Sohn Gottfried Spiegler (95) kehrte nach der Wende zurück nach Dresden. Er lebt in der Nähe seines Eltern-Schlösschens und hat bis heute Räume in dem Palais, in welchem auch noch immer Mieter leben. Das Spieglersche Haus wurde in die Liste der Kulturdenkmale von Dresden aufgenommen und steht unter Denkmalschutz.

Titelfoto: Thomas Türpe

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