Morgen im Schauspielhaus: Trauerfeier für Wolfgang Engel

Dresden - Am 7. März starb der Theaterregisseur Wolfgang Engel mit 81 Jahren. Engel war einer der wichtigsten Regisseure der zurückliegenden 50 Jahre, im Osten mehr als im Westen (aber dort auch) und besonders in Dresden und Leipzig. Am Sonntag richtet das Dresdner Staatsschauspiel ihm im Rahmen einer Matinee eine Trauerfeier aus.

Wolfgang Engel (†81) im September 2010. Damals entstand am Dresdner Staatsschauspiel die Theateradaption "Der Turm".
Wolfgang Engel (†81) im September 2010. Damals entstand am Dresdner Staatsschauspiel die Theateradaption "Der Turm".  © Thomas Türpe

"Ich persönlich habe Wolfgang Engel und seine Arbeit Mitte der 80er-Jahre im Rahmen eines deutsch-deutschen Theateraustausches kennen und schätzen gelernt. Er war aber nicht nur einer der wichtigsten Regisseure der DDR, der auch mit seinem politischen Engagement stark das Profil des Staatsschauspiels Dresden geprägt hat. Er war als Theatermacher und -Leiter eine prägende Persönlichkeit der gesamtdeutschen Theaterlandschaft der 80er-, 90er- und Nullerjahre. Er wird uns fehlen. Ich werde ihn vermissen."

So verabschiedet der Dresdner Intendant Joachim Klement den Kollegen, dessen Wirken in die Geschichte des Staatsschauspiels eingebrannt ist.

In der aktuellen Inszenierung von Büchners "Dantons Tod" am Staatsschauspiel nehmen Regisseur Frank Castorf und das Ensemble in einer Szene Bezug auf Engels berühmte Inszenierung des Beckett-Klassikers "Warten auf Godot" von 1987, Erstaufführung in der DDR.

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Eine Verbeugung vor Engel, der 1980 als fester Regisseur ans Staatsschauspiel gekommen war. Mit Inszenierungen wie Schillers "Maria Stuart", Hebbels "Nibelungen", Kleists "Penthesilea" und Goethes "Faust" lockte er Publikum von überall her an. Nirgendwo in der DDR wurde aufregenderes Theater gemacht.

Den Nationalpreis der DDR lehnte er ab

Obwohl er, der am Tag des Mauerbaus, dem 13. August 1961, volljährig wurde, seit 1983 regelmäßig im Westen arbeitete, kehrte Engel immer in die DDR zurück.

"Das hatte mit Dresden zu tun", erklärte er einmal in einem Interview der FAZ: "Hier war es wirklich wie auf einer Insel der Seligen. Denn das ZK begriff sich in Berlin wie ein Sonnenstaat - und Dresden war für sie schon Diaspora oder Sibirien. Einige Kritiker aus dem Westen haben uns regelmäßig rezensiert und uns damit sehr geholfen."

Zeitgeschichte schrieb Engel im Oktober 1989. Der Text der berühmt gewordenen Resolution, mit der das Ensemble am Sechsten des Monats auf offener Bühne für Veränderungen in der DDR eintrat - "Wir treten aus unseren Rollen heraus. Die Situation in unserem Land zwingt uns dazu" - stammte von ihm.

Den Nationalpreis der DDR, für den er auserwählt worden war, lehnte er ab.

Abschied von Wolfgang Engel

Wolfgang Engel kehrte immer wieder in die DDR zurück.
Wolfgang Engel kehrte immer wieder in die DDR zurück.  © Steffen Füssel

Auch im vereinigten Land blieb Engel als Theatermacher eine durchdringende Stimme.

Zwischen 1995 und 2008 war er Intendant des Schauspiels Leipzig. Regelmäßig inszenierte er weiterhin am Dresdner Staatsschauspiel, darunter die Uraufführung von Uwe Tellkamps "Der Turm" (2010). Seine letzte Arbeit in Dresden tat er, geschwächt von einem Schlaganfall, den er im Vorjahr erlitten hatte, 2017 - Kleists "Amphitryon".

Die Trauerfeier am morgigen Sonntag ehrt Wolfgang Engels Leben in verschiedenen Formaten. Nach der Begrüßung durch den Intendanten erinnert Dramaturgin Heike Merten-Hommel (früher: Müller-Merten) an "die frühen 80er-Jahre in Dresden", liest Engels Witwer Martin Reik einen Auszug aus Thomas Manns Romanwerk "Joseph und seine Brüder", erklingt der Song "La Llorona" der US-Folkband "Beirut", erinnert Schauspieler Philipp Lux an die Probenarbeit mit Engel, gibt es Auszüge aus Engels letztem Interview anlässlich seines 80. Geburtstages zu hören, liest Schauspielerin Hannelore Koch die Resolution "Wir treten aus unseren Rollen heraus".

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Die Veranstaltung schließt mit der Gedenkrede "Die späten 80er-Jahre in Dresden" von Hasko Weber, Theaterintendant und früherer Schauspieldirektor des Staatsschauspiels. Der Eintritt ist frei. Platzkarten gibt es an den Theaterkassen und online.

Titelfoto: Thomas Türpe

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