Schmalspur-Waggon wird von Liebhabern aufgepeppt: Ein neues Klo für die alte Staatseisenbahn

Radebeul - Im Lößnitzgrund wird seit Jahren ein ganz besonderes Stück Eisenbahngeschichte wiederhergestellt: ein Waggon ("970-269") von 1914, einst Teil der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn. Jetzt bekommt das herrschaftliche Stück Bahn auch ein Klo ...

Die Holzklasse ist mit zehn Metern der längste der vier Waggons.  © Ove Landgraf

Seit 2018 arbeitet Tischlermeister Jan Gubisch (62) an dem lindgrünen vierten Abteil der Traditionsbahn Radebeul: "Das Eichenholz war morsch, die Farbe abgeblättert. Außerdem wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine Metallverkleidung angeschraubt, denn Holz wurde woanders benötigt und man brauchte dringend funktionierende Züge."

Drei weitere Waggons teilen sich bereits die 750 Millimeter weiten Schmalspuren mit dem Lößnitzdackel. Hier begeistern sie auf regelmäßigen Sonderfahrten zwischen Radeburg und Radebeul-Ost Eisenbahn-Fans.

Nun darf sich auch "970-269" auf eine Rundumerneuerung freuen. "Damals war das die Holzklasse für die einfachen Leute. Im übertragenden Sinne der Viehtransporter", witzelt Tischlermeister Gubisch.

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Jüngst wurde die Toilettenzelle eingebaut, sogar mit der Original-Verriegelung und frischen Eichenleisten. "Es geht darum, das Abteil wieder in den Originalzustand zu versetzen, also keine Biotoilette", erklärt der Tischlermeister.

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In der neuen Toilettenzelle wurde sogar die Original-Verriegelung eingebaut.  © Ove Landgraf
Tischlermeister Jan Gubisch (62) freut sich, den Waggon zu rekonstruieren.  © Ove Landgraf
Tischlermeister Jan Gubisch (62) orientiert sich bei der Rekonstruktion an Original-Zeichnungen.  © Ove Landgraf
Die aufbereiteten Holz-Sitzgelegenheiten bieten Platz für 51 Personen.  © Ove Landgraf
Traditionsbahn Radebeul-Chef Jürgen Medak (65) ist dankbar, dass Tischlermeister Jan Gubisch sich um den Wiederaufbau des Waggons kümmert.  © Ove Landgraf

Radebeuler Traditionsbahn ist auf Fördermittel angewiesen

Nicht mehr ganz so frisch sah die alte Toilettenzelle aus.  © Ove Landgraf

Mit einer Länge von zehn Metern ist die Holzklasse die längste der vier Wagen und "wenn alles fertig ist, passen bis zu 51 Fahrgäste rein", erklärt Geschäftsstellenleiter Jürgen Medak (65).

Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun, weiß Gubisch: "Als Nächstes kommen die Stirnwände, also die Wände vorne und hinten. Dann die Dachverkleidung, die Fenster und am Ende die Technik."

Damit der Traditionszug wieder vollständig auf die Schmalspur kommt, wird er seit 1974 mit insgesamt 120 Vereinsmitgliedern vom "Verein Traditionsbahn Radebeul" betreut.

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Doch finanzielle Probleme erschweren die Rekonstruktion: "Bei uns hängt es stark von den Fördermitteln ab. Da das Geld in den Kommunen immer knapper wird, sind wir vor allem auf Spenden angewiesen", erklärt Geschäftsstellenleiter Medak.

Außerdem würde eine Hauptuntersuchung der Waggons alle acht Jahre immer wieder finanziell ins Gewicht fallen.

Vormerken: Die nächsten Fahrten finden am 25. und 26. Oktober zum Moritzburger Fisch- und Waldfest statt. Infos unter: traditionsbahn-radebeul.de

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