SLUB übernimmt schrittweise künstlerischen Vorlass von Günter Baby Sommer

Dresden - Die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) hat einen wichtigen Schritt zur Sicherung deutscher Jazzgeschichte getan.

Sommer-Biograf Oliver Schwerdt, Günter Baby Sommer und SLUB-Generaldirektorin Katrin Stump (v.l.) bei der Vertragsunterzeichnung in der SLUB.
Sommer-Biograf Oliver Schwerdt, Günter Baby Sommer und SLUB-Generaldirektorin Katrin Stump (v.l.) bei der Vertragsunterzeichnung in der SLUB.  © SLUB Dresden/Annemarie Grohmann

Gemeinsam mit dem Dresdner Schlagzeuger Günter Baby Sommer (82) wurde ein Vertrag geschlossen, der die schrittweise Übernahme von Sommers künstlerischem Vorlass regelt.

Bis 2028 sollen Materialien aus mehr als sechs Jahrzehnten musikalischer Arbeit in den Bestand der Bibliothek übergehen.

Was zunächst nach Archivarbeit klingt, ist ein außergewöhnlicher Zugewinn für Forschung und Öffentlichkeit.

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Der Vorlass umfasst Tonaufnahmen, Konzertmitschnitte, Projektunterlagen und Korrespondenzen, darunter Briefe mit Schriftstellern und Künstlern wie Günter Grass (†87).

Die Sammlung dokumentiert nicht nur Sommers musikalische Entwicklung, sondern auch die dichte Vernetzung von Jazz mit Literatur, Theater und bildender Kunst - ein Feld, das Sommer früh und konsequent bespielt hat.

Spitzname ist längst zu Markenzeichen geworden

Günter Baby Sommer (82) bei einem Auftritt 2019.
Günter Baby Sommer (82) bei einem Auftritt 2019.  © Matthias Creutziger

Günter Baby Sommer wurde 1943 in Dresden geboren und ist eine der prägenden Figuren des europäischen Jazz nach 1945. Sein Spitzname, der auf einen frühen Vergleich mit dem US-Drummer Warren "Baby" Dodds (1898-1959) zurückgeht, ist längst zu einem Markenzeichen und regulären Bestandteil seines Namens geworden.

Seit den 60er-Jahren entwickelte Sommer eine unverwechselbare Sprache am Schlagzeug: offen, experimentell, oft jenseits fester Formen. Als Vertreter des Free Jazz in der DDR gehörte er zu jenen Musikern, die sich Freiräume erkämpften, wo sie nicht vorgesehen waren.

Sommer arbeitete in unterschiedlichsten Formationen, vom Duo bis zum Ensemble, und suchte oft den Kontakt zu anderen Künsten. Seine Konzerte waren nie bloße Darbietungen, sondern Ereignisse, die Hören, Raum und Wahrnehmung einbezogen.

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Diese Haltung - Musik als offener Prozess - prägt sein Werk bis heute.

Werk wird in der SLUB dauerhaft gesichert

Mit der Übergabe seines Vorlasses an die SLUB wird dieses Werk nun dauerhaft gesichert. Für die Bibliothek bedeutet das eine wertvolle Ergänzung ihrer musik- und kulturhistorischen Bestände; für die Jazzforschung eröffnet sich ein umfassender Einblick in das künstlerische Arbeiten eines Musikers, der sowohl die (ost-)deutsche als auch die internationale Jazzszene entscheidend mitgeprägt hat.

Schon genutzt wird das Material zur Erarbeitung einer Biografie durch den Musikwissenschaftler Oliver Schwerdt, der den Vertragsabschluss begleitete.

Titelfoto: Bildmontage: SLUB Dresden/Annemarie Grohmann, Matthias Creutziger

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