Wie eine Dresdner Forscherin in Südamerika zur Legende wurde

Dresden - In Peru wird sie verehrt wie eine Heilige, in Dresden kennt sie fast niemand. Dabei hat die gebürtige Dresdnerin Maria Reiche (1903-1998) Erstaunliches vollbracht: Im Alleingang erforschte sie mysteriöse Scharrbilder in der peruanischen Wüste, verschrieb ihnen ihr Leben.

Maria Reiche (1903-1998) aus Dresden war mit Leib und Seele Forscherin.  © AP Photo/Alejandro Balaguer

Ihre Bedeutung ist immer noch ungeklärt. Dabei zieren nun schon seit rund 2000 Jahren, über eine Fläche von Hunderten Quadratkilometern, riesengroße Abbildungen von Tieren, Pflanzen und Spiralen den südperuanischen Wüstensand.

Die Bilder schuf das längst untergegangene Nazca-Volk, sie sind nur aus der Luft zu erkennen. Maria Reiche hat sie als Erste dokumentiert und vermessen.

"Dafür hat sie ab den 1940er-Jahren über vier Jahrzehnte mehr oder weniger allein in der Wüste gearbeitet. Das ist eine Meisterleistung", sagt Christiane Richter (59), Chefin des Vereins "Dr. Maria Reiche", der ihr Andenken ehrt.

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Maria führte ein hartes, spartanisches Leben in der Wüste - ohne Strom und fließend Wasser, in unerträglicher Hitze. "Sie war immer naturbegeistert und träumte schon als Schülerin davon, Forschungsreisende zu werden."

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Christiane Richter (59) ist Vorsitzende des Vereins "Dr. Maria Reiche".  © Petra Hornig

Maria Reiche erforschte die mysteriösen Nazca-Linien

Die Lieblingsfigur von Maria Reiche war dieser Affe. Er ist so groß wie ein Fußballfeld.  © IMAGO/Pond5 Images

Nach der Schule studierte sie erst an der Technischen Hochschule Dresden, in den 1930er Jahren ging sie als Hauslehrerin nach Peru, erfuhr dort von den Nazca-Linien. Und erfüllte sich ihren Traum.

"Sie hat die Linien und Flächen vermessen und Theorien über ihre Bedeutung hergeleitet. Ihre Vermutung war, dass sie eine Art astronomischen Kalender bilden, also in Zusammenhang mit Auf- oder Untergang von Sonne, Mond und hellen Sternen stehen." Sie wurde vor Ort bekannt, als die Frau, die die Wüste fegt.

Christiane Richter, die auch Vermessungstechnikerin ist, prüfte Marias Messungen gemeinsam mit HTW-Kollegen nach. "Sie hat richtig gemessen." Auch das eine Meisterleistung, denn Maria hat nur mit Maßband, Kompass und Theodolit gearbeitet. In 80 Prozent der untersuchten Linien gebe es tatsächlich einen astronomischen Zusammenhang.

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Für die Dresdner Forscherin war das Leben in der Pampa eine Erfüllung, vermutet Richter. Für anderes sei wenig Zeit geblieben; sie starb ohne Nachkommen in Lima. In Dresden erinnert ein Straßenname an sie, in ihrer ehemaligen Schule (heute Romain-Rolland-Gymnasium) steht eine Skulptur.

Und erst vor wenigen Tagen lief in den Kinos ein Spielfilm ("Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien") über ihr Leben an.

Vereins-Chefin Richter ist über jede Aufmerksamkeit froh: "Maria Reiche hat Bekanntheit verdient. Ohne ihren Einsatz wären Anbauflächen aus den Nazca-Linien geworden. Ihretwegen gelten sie heute als Weltkulturerbe."

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