Zerschellt der Lingnerschloss-Verein am Schuldenberg?
Dresden - Die Zukunft des Fördervereins Lingnerschloss e.V. (300 Mitglieder) ist ungewiss: Wegen Zahlungsengpässen gegenüber der Hausbank und der Stadt sollte das Erbbaurecht an die Stadt Dresden (seit 2003 beim Verein) zurückgehen, die dafür die Schulden des Vereins übernehmen wollte.

Doch es lief anders: Vor zwei Wochen kam der Brief aus dem Oberbürgermeisterbüro, dass die Stadt die Schulden nicht übernehmen wird (Ausübung des Heimfallrechts) - offenbar wegen des laxen Umgangs mit dem Schuldenberg.
Der Verein sieht diesen Schritt als "grobe Missachtung unseres langjährigen ehrenamtlichen Engagements".
Die Liste der Schulden ist lang. Drei Jahre zahlte der Verein den Erbbauzins von 26.800 Euro jährlich nicht mehr an die Stadt. Der Baukredit von 930.000 Euro bei der Hausbank sowie 290.000 Euro für Privatkredite und laufende Rechnungen können nicht mehr beglichen werden.
Als Gründe dafür werden Corona, Energiekrise und Inflation genannt. "Die Einnahmen des Vereins sanken dramatisch", teilte der Verein mit.


Wie geht es weiter im Dresdner Lingerschloss?

Doch offensichtlich vernachlässigte der Verein auch das Eintreiben der Miete der Gastronomie im Schloss, die laut Vorstandsmitglied Ines Eschler (63) nicht regelmäßig gezahlt wird und deren Ausstände in Höhe von rund 200.000 Euro betragen.
"Wir hätten klagen müssen", so Eschler. Für den Ausschank auf der Terrasse gibt es nicht einmal einen Mietvertrag.
2019 waren wegen vereinsinterner Unstimmigkeiten zudem Sponsoren abgesprungen. Vereinsmitglied Detlev Puchta (74) gibt zu: "Wir haben Sponsoren und Förderungen durch Querelen verloren."
Das Gericht muss nun über den Insolvenzantrag entscheiden. "Wir wissen nicht, ob wir weitermachen dürfen", so Eschler. Sicher ist: "Wir brauchen einen Neustart des Vereins." Gern würde der Vorstand das Vermietungsgeschäft dann abgeben. Mit einem offenen Brief hat sich der Verein jetzt an die Fraktionen im Stadtrat gewandt, eine Petition ist in Vorbereitung.
Die Ehrenamtliche Stephanie Reball (79) sieht übrigens nicht die Zahlungsunfähigkeit des Vereins als Grund für die Entscheidung der Stadt: Sie vermutet, dass eine "persönliche Crew, die das übernehmen möchte", dahintersteckt.
Titelfoto: Montage: Eric Münch, dpa/Robert Michael