Am Amalie-Dietrich-Platz wird der "Grüne Heinrich" abgerissen: Jetzt verliert Gorbitz sein Herz

Dresden - Am 21. August 1981 erfolgte an der späteren "Wohngebietsgaststätte Grüner Heinrich" die Grundsteinlegung für den "Komplexstandort Dresden Gorbitz". Das Plattenviertel wuchs vom Grünen Heinrich aus. Von Anfang an wurde dort für das Gebiet gekocht: zuerst für Schulkinder und Bauarbeiter, später für bis zu 450 Gäste. Jetzt steht der Abriss des Herzens von Gorbitz kurz bevor.

Der "Grüne Heinrich" am Amalie-Dietrich-Platz. Im Sommer wird die einstige Wohngebietsgaststätte abgerissen.
Der "Grüne Heinrich" am Amalie-Dietrich-Platz. Im Sommer wird die einstige Wohngebietsgaststätte abgerissen.  © Steffen Füssel

"Das ist ein hammermäßiges Gebäude. Ein hauchdünnes Fensterband umzog das Haus, es gab ein freitragendes riesiges Vordach, beides ist leider nicht mehr sichtbar", schwärmt der Gorbitzer Chronist Mathias Körner (43) über die einstigen baulichen Qualitäten.

Für viele Gorbitzer war der "Grüne Heinrich" am heutigen Amalie-Dietrich-Platz jahrzehntelang "ihr" Wohngebietslokal.

"Das Kollektiv ging in der Kegelbahn feiern. Die Gaststätte selber war edel und bedurfte einer Voranmeldung. Die Kellner servierten mit schwarzer Serviette und im Anzug", rekonstruiert Körner aus vielen Gesprächen mit alteingesessenen Gorbitzern.

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Und: "Die haben alle geschwärmt."

Erinnerungen an "Grünen Heinrich" sollen gesichert werden

Der "Grüne Heinrich" von Helge Leiberg (66). Die moderne Darstellung sorgte zu DDR-Zeiten übrigens für reichlich Kopfschütteln.
Der "Grüne Heinrich" von Helge Leiberg (66). Die moderne Darstellung sorgte zu DDR-Zeiten übrigens für reichlich Kopfschütteln.  © Mathias Körner

Der Gaststätten-Name ergibt sich übrigens aus dem Kunst-Konzept für Gorbitz. Früher zog sich durch Gorbitz die Gottfried-Keller-Straße. Dessen Märchen bildeten die Grundlage der baubezogenen Kunst vor Ort. Der Grüne Heinrich fand sich als Kunstwerk im Haus wieder.

Der neue Investor will versuchen, die alten Erinnerungen zu bergen. "Die Gedenktafel an der Fassade wird vor den Abrissarbeiten gesichert, eingelagert und später wieder am Gebäude montiert werden", verspricht Dennis Krull, Geschäftsführer der Devello Projektmanagement GmbH.

Die Zeitkapsel im Boden könnte dem Stadtmuseum übergeben werden. Das Wandgemälde vom Grünen Heinrich soll, wenn möglich, gesichert werden.

Die Erinnerungsplakette an die Grundsteinlegung hängt noch am Bestandsgebäude. Sie soll angenommen und am Neubau angebracht werden.
Die Erinnerungsplakette an die Grundsteinlegung hängt noch am Bestandsgebäude. Sie soll angenommen und am Neubau angebracht werden.  © Steffen Füssel
Das freitragende Dach über dem Eingang galt als technisch anspruchsvoll.
Das freitragende Dach über dem Eingang galt als technisch anspruchsvoll.  © Mathias Körner
Blick ins Restaurant - die Tische sind frisch eingedeckt, mit Servietten und Speisekarte.
Blick ins Restaurant - die Tische sind frisch eingedeckt, mit Servietten und Speisekarte.  © Mathias Körner

So geht's jetzt weiter: Wohnhaus für Studenten entsteht

19 Millionen Euro will die Hamburger Devello Projektmanagement GmbH investieren, um den "Grünen Heinrich" in ein Wohnhaus für Studenten zu verwandeln. In dem sechsgeschossigem Gebäude soll Platz für 179 Apartments sein.

Der Abriss des "Grünen Heinrichs" soll im Juni beginnen, vorher zieht noch der Netto-Supermarkt aus.

Anfang 2023 soll der Neubau fertig sein. Der Entwurf der Dresdner IPROconsult-Architekten will das Gebäude teilweise öffnen und einen grünen Innenhof ermöglichen.

So soll der Neubau im Sommer 2023 aussehen.
So soll der Neubau im Sommer 2023 aussehen.  © IPROconsult/A_Lutter

Lob für die Pläne gibt es aus dem Stadtrat. "Studenten in Gorbitz sind gut für das Viertel, der Entwurf ist interessant und wirkt großstädtisch", sagt Bauexperte Thomas Löser (49, Grüne).

Titelfoto: Steffen Füssel

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