Dresdner Händler lebt von getragener Wäsche: Seit 30 Jahren zweite Hand
Dresden - Ob Blümchenkleid oder Cordjacke - in Dresden hängen immer mehr Geschichten an den Bügeln. Secondhand boomt, Läden dieser Art fassen Fuß und treffen auf neugieriges Publikum.

In der Neustadt betreibt Andreas Roppel (66) seit 1995 "Chicsaal" (Böhmische Straße). Und ist damit ein echtes Urgestein der Szene. Doch sein Sortiment bezieht er nicht über klassischen An- und Verkauf, wie man es von früher kennt.
"Das ist inzwischen zu aufwendig", erklärt er. "Die Annahme, die Buchhaltung, die Kommission - das lohnt sich kaum noch."
Stattdessen fährt der gebürtige Hamburger regelmäßig zu Großhändlern und bringt etwa alle sechs Wochen eine Tonne Kleidung nach Dresden.
Ein Großteil davon stammt aus Altkleidercontainern.
Doch was viele nicht wissen: Nur ein kleiner Teil dieser Textilien landet bei Bedürftigen. "Ein Großteil geht an Händler wie uns - und etwa 15 Prozent werden direkt verbrannt", erklärt Roppel.

Preise liegen zwischen 15 und 40 Euro

Für ihn ein Zeichen dafür, dass unser Umgang mit Kleidung dringend einen Kurswechsel braucht.
"Wenn eine Bluse noch tragbar ist, warum soll man sie wegwerfen ..."
Die Preisspanne zwischen 15 und 40 Euro sei gerechtfertigt, da Sortieren, Waschen und Pflege eine aufwendige Prozedur seien. Wenn man Glück hat, kann man auch mal eine echte "Moleskin"-Hose für um die 30 Euro in seinem Laden finden.
Deshalb verlässt er sich lieber auf seine Händlerkontakte aus Berlin und Hamburg, mit denen er sich regelmäßig über Trends austauscht.
Fast-Fashion-Teile wie Shein oder H&M nimmt er bewusst nicht ins Sortiment. "Wir wollen niemandem etwas aufquatschen." Dass viele Kunden beim ersten Besuch überrascht sind, dass es sich um gebrauchte Sachen handelt, freut ihn.
Roppel hat inzwischen einen treuen Kundenkreis, nicht nur aus Dresden, sondern auch aus Leipzig, Berlin und sogar aus Kanada. "Viele sagen, es sei persönlicher bei uns. Man kennt sich, man redet miteinander. Manchmal gibt's sogar ein bisschen Lebensberatung gratis dazu", sagt er mit einem Grinsen. "Wir sind von Mensch zu Mensch - nicht von Regal zu Regal."
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch (2)