Gibt es zu viele Kitas in Dresden?
Dresden - Jahrelang waren fehlende Kita-Plätze ein Problem vor allem in Sachsens Großstädten. Doch aufgrund der schwächelnden Geburtenrate im Land hat sich die Situation ins Gegenteil verkehrt. Den Kindergärten fehlen zunehmend Kinder, weshalb mehrere Einrichtungen vor dem Aus stehen.
"Der Einbruch bei den Geburten ist stärker als ursprünglich angenommen", sagt Sabine Grohmann, Abteilungsleiterin im Dresdner Amt für Kindertagesbetreuung.
In der einstigen Geburtenhauptstadt Deutschlands sackte die Geburtenrate von einst 1,6 auf jetzt 1,24 Kinder je Frau ab.
Deshalb sollen in Dresden bis 2026 zunächst sechs und bis 2029 weitere fünf Kindergärten mit zusammen rund 3500 Plätzen schließen. Erzieherinnen würden jedoch nicht entlassen.
"Wir wollen die Möglichkeit nutzen, eine Reserve schaffen und die Bildungs- und Betreuungsqualität weiter verbessern", so Grohmann.
Geschlossen würden nur Kitas, die einst ohnehin in Raumcontainern einquartiert wurden, um Spitzen bei der Betreuung aufzufangen.
Scheitelpunkt bei Betreuungs-Zahlen überschritten
Den Überhang bei Betreuerinnen, der nun entsteht, nennt Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) eine "demografische Rendite".
Die Einrichtungen sollten an ihrem Personaltableau festhalten. "Damit würden wir die Qualität stärken."
Laut Ministerium wurden 2022 in 3072 Einrichtungen fast 318.000 Kinder betreut. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl um mehr als 50.000 Kinder gestiegen. Der Scheitelpunkt ist jedoch überschritten.
Der bisherige Höchstwert habe 2020 bei mehr als 326.200 Kinder gelegen, so Piwarz. Prognosen zufolge werde die Zahl der unter Sechsjährigen bis 2025 um etwa zehn Prozent weiter sinken.
Der Kinder-Rückgang soll genutzt werden, um die Betreuung zu verbessern. Die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher sei in den vergangenen Jahren immer komplizierter und anspruchsvoller geworden, erklärt Grohmann.
Mit einem Betreuungsschlüssel von derzeit 17,7 Kindern je Betreuerin sei das kaum zu bewältigen.
Titelfoto: Thomas Türpe