"Heibo"-Besetzung bei Dresden: Die ersten Baumhäuser sind geräumt und abgerissen

Ottendorf-Okrilla - Niemand hatte noch etwas anderes erwartet: Am heutigen Mittwochmorgen entschied das Bautzner Landratsamt, das Protest-Camp "Heibo" in der Laußnitzer Heide aufzulösen. Doch bereits vorher waren Aktivisten, Polizei und Politiker auf den Großeinsatz vorbereitet. Dieser verlief anstrengend, aber friedlich.

Am heutigen Mittwoch begann die Räumung des Heidebogens.
Am heutigen Mittwoch begann die Räumung des Heidebogens.  © Thomas Türpe

Um 6.40 Uhr ging es plötzlich los: Mit dem ersten rosa Streifen am Horizont stürmten behelmte Polizisten mit Schilden über einen Wall von der Sandgrube aus Richtung Waldrand. Dort bezogen sie Stellung und sperrten alles mit Flatterband ab.

Um 7.57 Uhr dann die Lautsprecherdurchsage der Versammlungsbehörde: Alle Plattformen und Baumhäuser sollten innerhalb der nächsten 15 Minuten verlassen werden. "Wenn Sie dieser Aufforderung nicht nachkommen", so die blecherne Stimme, "wird die Versammlung gemäß Paragraf drei, Sächsisches Versammlungsgesetz, aufgelöst."

Aus den Baumhäusern selbst erfolgte keinerlei Reaktion: Es herrschte Totenstille. Auch die Polizisten wussten nicht, welche Plattformen besetzt waren und welche nicht.

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Ein paar Minuten später kletterte ein Vermummter auf zwei Seilen hin und her, auch das ohne einen Ton von sich zu geben.

Um 8.20 Uhr schließlich wurde die Versammlung für aufgelöst erklärt. Währenddessen arbeiteten sich Arbeiter mit Motorsägen, von der Würschnitzer Straße aus durch Barrikaden, die die Besetzer errichtet hatten, und erreichten schließlich auch Schneise 7.

Auf dieser standen mehrere Plattformen, sogenannte Tripods. Sie sind die erste Reihe der Waldbesetzung vor der Sandgrube.

Ein Besetzer ging freiwillig, andere betonierten oder klebten sich fest

Der Dixi-Besetzer starrte anfangs nur schweigend.
Der Dixi-Besetzer starrte anfangs nur schweigend.  © Thomas Türpe

Um 8.47 Uhr meldete sich der Sachsenforst und gab per Allgemeinverbot ein Betretungsverbot für das Waldstück bekannt. Zehn Minuten später wurde ein Ultimatum von einer halben Stunde gegeben, danach sollte die Räumung beginnen.

Dass die Aktivisten darauf vorbereitet waren, zeigte sich an einer angerissenen Packung Sekundenkleber unter den Bäumen. Kurz nach neun Uhr strömten dann Kommunikations-Teams der Polizei aus und riefen zu den Baumhäusern herauf.

Nur aus wenigen wurde das "Hallo!" oder "Guten Morgen!" erwidert, der Besetzer des schwebenden Dixi-Klos starrte die Beamten nur schweigend an.

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Kurz nach zehn Uhr kam dann doch ein Besetzer etwas verschlafen auf den Boden: "Ich war nur zu Besuch", sagte er, trank einen Schluck und zog von dannen.

Mit dem Rest der Besetzer hatte es die Polizei nicht so einfach und schaffte es bis zum Abend nur, sechs der Bauwerke bei Schneise 7 zu räumen.

Denn ein Besetzer hatte sich festgekettet, ein zweiter hatte sich einbetoniert und ein dritter an ein Rohr geklebt. Die Beamten brauchten jeweils Stunden, um sie zu befreien.

Gegen diese und vier weitere ermittelt die Polizei jetzt wegen Widerstands. Dazu kommen noch drei weitere Anzeigen wegen Pyrotechnik und Drogen. Insgesamt 17 Personen holten die Einsatzkräfte aus den Häusern.

Ein Aktivist klebte sich an einem großen Rohrstück fest. Er wurde schließlich von den Polizisten weggefahren.
Ein Aktivist klebte sich an einem großen Rohrstück fest. Er wurde schließlich von den Polizisten weggefahren.  © Norbert Neumann

Räumung wird am Donnerstag fortgesetzt

Die Polizei rätselte am Morgen, welche Tripods besetzt waren und welche nicht.
Die Polizei rätselte am Morgen, welche Tripods besetzt waren und welche nicht.  © Thomas Türpe

"Bislang verlief die Räumung des Waldgebietes sehr ruhig und vor allem friedlich", bilanzierte Einsatzleiter Dirk Linczmajer (49). "Bis auf wenige Ausnahmen verließen bereits mehrere Personen das Camp selbstständig."

Auch die Bundestagsabgeordnete Merle Spellerberg (26, Grüne), die den Einsatz beobachtete, zog ein positives Fazit: "Ich habe den Eindruck, dass insbesondere die Höhenretter tatsächlich sehr vorsorglich und vorsichtig agiert haben und hoffe sehr, dass es so weitergeht", sagte sie.

Das wird sich am morgigen Donnerstag mit der nächsten Räumungswelle zeigen. Bis dahin will die Polizei nur das Gelände überwachen.

Titelfoto: Thomas Türpe

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