Klage bringt Bier wieder in aller Munde: Dresdner Hofbrauhaus - die vergessene Brauerei

Dresden - Münchner Hofbräuhaus will Dresdner Hofbrauhaus verbieten! Nach dem TAG24-Bericht vergangene Woche ging die Nachricht in ganz Deutschland viral. Doch was hat es mit der Dresdner Sudstätte auf sich, die bis zum aktuellen Eklat bei vielen in Vergessenheit geraten war? Höchste Zeit, das Dresdner Traditionsbier wiederzuentdecken ...

Ab 1872 stand in Cotta die Sudstätte des Dresdner Hofbrauhauses.
Ab 1872 stand in Cotta die Sudstätte des Dresdner Hofbrauhauses.  © Sammlung: Holger Naumann

Das Dresdner Hofbrauhaus blickt immerhin auf eine kurfürstlich-königliche Tradition zurück, die schon lange vor Inbetriebnahme der Großbrauerei in Cotta 1872 begann.

Schriftsteller Michael Loen (1694-1776) bemerkte schon 1718: "Man trank stark, wo der König war."

Da erstaunt es nicht, dass 1731 unter August dem Starken (1670-1733) das Hofbrauhaus das Schankrecht verliehen bekam. August selbst war zwar passionierter Weintrinker, hatte aber stets Bier für seine Gäste da, genoss dieses auch ab und zu selbst.

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Das Hofbrauhaus stand damals am Ende der Kleinen Brüdergasse, nahe der Sophienkirche, und braute für das Schloss und die kurfürstlichen Familien.

Bis 1776 war es im Besitz der Wettiner. Dann errang Hofbrauverwalter Johann Gottfried Grohmann sämtliche Rechte am Hofbrauhaus. Wegen der Brandgefahr wurde ein Neubau am Elbhang vor dem Pirnaischen Tor gebaut.

Dresdner Hofbräuhaus wurde am 26. Juli 1872 aktenkundlich

Das Münchner Hofbräuhaus hat das Dresdner Hofbrauhaus verklagt.
Das Münchner Hofbräuhaus hat das Dresdner Hofbrauhaus verklagt.  © imago images / imagebroker

Erst nach der Aufhebung des Bierzwanges und der Einführung der Gewerbefreiheit ließ der Unternehmer Ewald Bürstinghaus 1872 das Hofbrauhaus in Cotta errichten. Hier fand man ein vor Überschwemmungen sicheres Terrain mit guter Verkehrsanbindung.

Am 26. Juli 1872 wurde das "Hofbrauhaus Aktienbrauerei und Malzfabrik zu Dresden" aktenkundig.

290.000 Hektoliter werden noch im selben Jahr gebraut. In der dazugehörigen "Hofbräu-Schänke" flossen bald "Blondes" und "Schwarzes". 1913 zählte das Hofbrauhaus zu den 100 größten Brauereien in Deutschland.

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Der Konkurrenzkampf der 31 Dresdner Brauereien und die Folgen des Ersten Weltkrieges zwangen das Hofbrauhaus 1921 zur Schließung.

Das Brauerei-Gebäude diente als Wohnhaus, beherbergte nach 1945 den VEB Chemiehandel und eine Klavierfabrik. Nach dem Abriss 2008 stand bis letztes Jahr noch der Schornstein.

John Scheller (43) am wieder geöffneten Brunnen der Hofbrauerei in seinem Edeka-Markt.
John Scheller (43) am wieder geöffneten Brunnen der Hofbrauerei in seinem Edeka-Markt.  © Holm Helis
Von außen erinnert nur noch der schlichte Schriftzug an die große Brauerei-Vergangenheit in Cotta.
Von außen erinnert nur noch der schlichte Schriftzug an die große Brauerei-Vergangenheit in Cotta.  © Holm Helis
Helles und dunkles Dresdner Hofbrauhaus lässt Scheller seit 2011 brauen.
Helles und dunkles Dresdner Hofbrauhaus lässt Scheller seit 2011 brauen.  © Holm Helis
So sieht der Dresdner Hofbrauhaus-Standort heute aus.
So sieht der Dresdner Hofbrauhaus-Standort heute aus.  © Norbert Neumann

Am 22. Februar entscheidet sich, ob das Dresdner Hofbräu-Bier noch lange schäumt

John Scheller hat die alte Brautradition wieder aufleben lassen.
John Scheller hat die alte Brautradition wieder aufleben lassen.  © Holm Helis

Heute steht auf dem Gelände ein Edeka-Markt. Besitzer John Scheller (43) hat dort die alte Brautradition wieder aufleben lassen.

Seit 2011 gibt es das "Dresdner Brauhaus"-Bier in seinen vier Märkten, gebraut in Dresden und Großröhrsdorf und als eingetragene "Wort-Bild-Marke" rechtlich geschützt.

Auch den alten Brau-Brunnen ließ Scheller wieder freilegen und präsentiert ihn seinen Kunden. Ob das Dresdner Hofbrau-Bier noch lange schäumt, entscheidet sich am 22. Februar in München.

Dort müssen Richter über eine Klage des dortigen Hofbräuhauses befinden, die den Dresdnern ihr Hofbrauhaus-Bier verbieten wollen. John Scheller bleibt zuversichtlich: "Ich bin kampflustig und optimistisch."

Titelfoto: Holm Helis

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