Köhler aus dem Tharandter Wald: Dieser Mann brennt für seinen Meiler

Tharandt - Chefköhler Bernd Papperitz (76) ist einer der wenigen, die das traditionelle Holzkohle-Handwerk noch beherrschen. Seit 1980 kümmert er sich jährlich um den Meiler im Tharandter Wald. Und ans Aufhören möchte er noch lange nicht denken.

Bernd Papperitz (76) ist dankbar, dass die Forstlehrlinge dieses Jahr beim Aufbau des Meilers geholfen haben: "Wir haben nur acht Tage gebraucht."
Bernd Papperitz (76) ist dankbar, dass die Forstlehrlinge dieses Jahr beim Aufbau des Meilers geholfen haben: "Wir haben nur acht Tage gebraucht."  © Steffen Füssel

Bevor es raucht, wird gehakt, geschichtet und gestapelt - der Köhler weiß genau, worauf es beim Meilerbau ankommt. "Allem voran erfordert es viel Geduld", so Papperitz schmunzelnd.

Der Aufbau beginnt mit einem sogenannten Quantelschacht, der aus Holzscheiten errichtet wird. Ohne diesen Schacht geht im Meiler nichts. "Darin ist später der Glutkern", erzählt der Köhler.

Drum herum werden dann weitere Scheite verbaut, ein Holzrohbau entsteht: "Das Holz wird hier dicht aneinandergereiht, sonst ist zu viel Luft dazwischen." Im Anschluss kommt ein sogenanntes Raudach rauf: "Wir benutzen dafür Stroh, andere nehmen Moos oder Laub. Es ist ganz egal."

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Und zu guter Letzt bis zu 15 Zentimeter Erde, damit der Meiler luftdicht verschlossen ist: "Dann kann es mit dem Glutkern losgehen. Hier muss ich anderthalb Tage rund um die Uhr vor Ort sein und alle vier bis sechs Stunden Holz nachfüllen."

Obwohl der Meister mit seinem Sohn Sven (50) einen würdigen Köhler-Nachfolger gefunden hat, macht er sich wegen Nachwuchsmangel Sorgen um das Handwerk.
Obwohl der Meister mit seinem Sohn Sven (50) einen würdigen Köhler-Nachfolger gefunden hat, macht er sich wegen Nachwuchsmangel Sorgen um das Handwerk.  © Steffen Füssel

Ohne Geduld geht's nicht: Papperitz bleibt drei Wochen am Meiler

Der Tharandter-"Meilergeist" wacht über den Meiler, wenn der Köhler mal eine Pause braucht.
Der Tharandter-"Meilergeist" wacht über den Meiler, wenn der Köhler mal eine Pause braucht.  © Steffen Füssel

Doch dann geht es erst richtig los. Bis zu drei Wochen muss Papperitz am Meiler bleiben und mit einem Metallstab immer wieder Löcher reinstechen: "So reguliere ich die Luftzufuhr. Das Holz darf nur glimmen und nicht brennen, sonst haben wir Asche."

Ohne Geduld geht hier also nichts, vom Aufbau bis zum Abbau vergehen hier knapp 2500 Stunden.

Dieses Jahr wurden insgesamt 50 Meter Holz in dem Meiler verarbeitet, die aus Hermsdorf am Wilisch (bei Glashütte) stammen. Klassischerweise greift man hier zu Buche. Das hat einen einfachen Grund, weiß der Köhler: "Ein schweres Holz, die Heizkraft ist sehr hoch."

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Nach 45 Jahren ist Papperitz ein alter Hase im Geschäft, doch so reibungslos lief es nicht immer: "Beim ersten Meiler mussten wir ordentlich Lehrgeld zahlen. Da kam nur angekohltes Holz raus." Einen weiteren Rückschlag gab es 1985: "Zwei Stunden war ich weg und traf dann auf vier Meter hohe Flammen. Der Meiler war erst zwei Tage alt, deshalb konnte ich ihn noch retten."

Was ihn anspornt? "Die Tradition und das Wissen weitergeben."

Meilerfest: Hier könnt Ihr beim Entzünden zusehen

Während des sogenannten Schwelprozesses verliert der Meiler ungefähr die Hälfte seines Volumens und erreicht eine Temperatur von bis zu 630 Grad.
Während des sogenannten Schwelprozesses verliert der Meiler ungefähr die Hälfte seines Volumens und erreicht eine Temperatur von bis zu 630 Grad.  © Daniel Förster

Wer den etwa vier Meter hohen und knapp fünf Tonnen schweren Meiler in voller Pracht sehen möchte, hat am Samstag um 14 Uhr beim Meilerfest die Chance, das feierliche Entzünden mit Bernd Papperitz im Breiten Grund des Tharandter Waldes zu beobachten.

Die fertige Holzkohle (10-Kilo-Sack für 22 Euro) wird dann später verkauft.

Titelfoto: Bildmontage: Daniel Förster, Steffen Füssel

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