Müssen die DDR-Bauten rund um den Goldenen Reiter für immer bleiben?
Dresden - Die Stadt will Königsufer und Neustädter Markt umplanen und teils hochwertig bebauen lassen. Eine bundesweit einmalige Bürgerbeteiligung mündete in einem Siegerentwurf. Doch mittlerweile stehen zentrale Werke der DDR-Baukunst vor Ort unter Denkmalschutz, weitere folgen. Das hat Auswirkungen.

Der alte Neustädter Markt samt angrenzender Bebauung fiel den Bombenangriffen auf Dresden zum Opfer. In den 1970er-Jahren wurde der Platz als große DDR-Magistrale neu aufgebaut. Das prunkvolle Hotel Bellevue entstand wenig später.
Was kaum jemand weiß: Seit Januar steht das Hotel unter Denkmalschutz. Die Brunnen am Neustädter Markt genießen diesen Schutzstatus bereits seit vergangenem Jahr, dürfen weder abgerissen noch verändert noch in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden.
Und: Das Landesamt für Denkmalschutz prüft die viel weitergehende Unterschutzstellung des kompletten Neustädter Marktes inklusive der alten Plattenbauten.
Weil zudem eine stabile Mehrheit im Stadtrat den Bestand sämtlicher Plattenbauten entlang von Albertstraße und Hauptstraße will, reduzieren sich die Möglichkeiten weiter.
Der Stadt bleiben Freiflächen am Königsufer

Ein eigentlich geplanter Neubau vor dem Hotel "Bellevue" scheint fraglich. "Es wird zu beraten sein, inwieweit ein solcher Vorbau noch möglich ist", so die Chefin der Innenstadt-Planung, Anja Heckmann.
Der Stadt bleiben jedoch reichlich Freiflächen am Königsufer. Läuft alles nach Plan, könnten in fünf Jahren die Bagger rollen. Zudem soll die Große Meißner Straße zumindest durch kleine Eingriffe (Wegfall von Parkplätzen und Abbiegespuren zugunsten von Rad- oder Fußwegen) weniger stark als Trennung wirken.
Übrigens: Die Broschüre zu den bisherigen Planungen zum Königsufer liegt ab Montag im Stadtbezirksamt Neustadt und im Rathaus am Dr.-Külz-Ring aus.




Alte Volkshochschule soll abgerissen werden

Jahrelang war die Volkshochschule in einer Schule vom Typ "Dresden Atrium" untergebracht.
Diesen alten DDR-Bau will das Rathaus jetzt abreißen lassen und durch einen Containerbau ersetzen, obwohl eine Sanierung günstiger wäre. Das Entsetzen in der Politik ist groß.
Die Stadt will am Standort Schilfweg (Seidnitz) schon im Sommer 2021 eine zentrale "Bauauslagerungsschule" eröffnen. Weil alles ganz schnell gehen soll, spielt Geld keine Rolle.
Laut Rathaus wäre die alte Schule "grundsätzlich sanierungsfähig". Zudem würde eine Sanierung im Bestand 7,2 Millionen, ein etwas größerer Neubau hingegen 11,1 Millionen Euro kosten.

"Was die Stadt vorhat, ist klimapolitisch falsch, man reißt keine funktionierenden Gebäude mehr ab", ärgert sich Stadtrat Tilo Wirtz (53, Linke). "Es ist zudem viel zu teuer. Weil uns die Entscheidung wieder zu spät vorgelegt wird, scheint sie alternativlos. Wir werden das genau prüfen."
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis