Schrägseilbrücke in Dresden dicht: Ingenieure prüfen Bauwerk und stoßen auf Problem

Dresden - Nach sechs Jahren musste die Schrägseilbrücke in Dresden-Niederwartha wieder genauer unter die Lupe genommen werden. Entsprechend einer DIN-Norm galt es zwei Wochen lang, die Stand- sowie Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit der Elbquerung zu überprüfen. Die Experten stießen dabei auf ein Problem.

Am ersten November-Wochenende wurde die Schrägseilbrücke in Niederwartha für den Verkehr voll gesperrt - sieben Tage später als ursprünglich geplant.  © Steffen Füssel

So sollten die Maßnahmen eigentlich bereits am letzten Oktober-Wochenende beendet sein. Doch Sturmtief "Joshua" machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Wegen angekündigter Böen bis 70 km/h war der sichere Einsatz des erforderlichen Hubsteigers nicht möglich. Folglich mussten die abschließenden Arbeiten inklusive einer Vollsperrung auf das erste November-Wochenende verschoben werden.

Dieses Mal spielte das Wetter mit: Bei schwachem Wind und allgemein trockenen Bedingungen konnte Diplom-Ingenieur Michael Köhler (40) die Seile mit einem Prüfgerät abfahren und die Verankerungen am 82,5 Meter hohen Pylon begutachten.

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"Dafür brauchte es einen speziellen Hubsteiger aus Bayreuth, der nach Aufbau die gesamte Fahrbahnbreite ausfüllte", erklärte Köhler zum Grund für die Verkehrsunterbrechung. Der 40-Jährige ist für die Firma "Dywidag Systems" weltweit als Prüfer für Schrägseilbrücken unterwegs, muss dafür auch in luftige Höhen klettern. "Das erfordert Respekt", sagt er.

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Diplom-Ingenieur Michael Köhler (40) war für die Prüfung von Tragseilen und Verankerungen zuständig.  © Steffen Füssel

Auftraggeber erhält Prüfbericht mit festgestellten Schäden

Gemeinsam mit Hubsteiger-Fahrer Vladimir Petkov (53) begab sich Köhler in luftige Höhe mit perfektem Blick auf die Elbe und verschiedene Stadtteile Dresdens.  © Steffen Füssel

Die Ergebnisse seiner Untersuchung dokumentiert Köhler mithilfe einer Computer-Software. "Da werden Bauwerksdaten und eventuelle Schäden erfasst." Anschließend gehe eine Maßnahmen-Empfehlung ans zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LaSuV).

So handhabt es auch Diplom-Ingenieur Jens Basedow (53) von "VIC Planen und Beraten", der den größten Teil der handnahen Hauptprüfung übernahm.

Dazu gehörte etwa die Inspektion der Vogelschutz-Glaswände, die teils deutliche Beschädigungen - womöglich wegen Steinschlags - aufwiesen.

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"Ich habe die defekten Felder im Bericht aufgenommen und leite daraus Instandsetzungsempfehlungen ab", erklärte Basedow, der auch die Prüfung der Pylon-Innenseite, der Widerlager sowie des Überbaus mittels fahrbarem Steg und Untersichtgerät durchführte.

Die beschädigten Vogelschutz-Glaswände waren selbst für den Laien erkennbar.  © Steffen Füssel
Bauwerksprüfer Jens Basedow (53) schaute sich den Pylon von innen genauestens an.  © PR

Mit ihren 36 Seilen ist die 2008 erbaute Schrägseilbrücke Niederwartha in dieser Größenordnung sachsenweit einzigartig. Laut LaSuV weist das Stahlverbundbauwerk (ohne Spannstahl) aktuell eine Zustandsnote von 2,0 auf. "Grund dafür ist die ablösende Korrosionsschutzbeschichtung an den Seilen. Die laufende Prüfung dient auch der Schadenskartierung", so eine Behördensprecherin.

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