Wer bekommt die Immobilie? Streit um Bandhaus in der Albertstadt
Dresden - Seit Langem liebäugelt die Handwerkskammer Dresden damit, das verfallene Band- und Werkstatthaus an der Meschwitzstraße (Albertstadt) zu kaufen. Aber will die Stadt das Gebäude überhaupt loswerden - und an wen? Inzwischen gibt es einen zweiten Kaufinteressenten ...

Die Stadt vermietet das rund 1500 Quadratmeter große Gebäude seit Jahrzehnten günstig an Musiker und Künstler, die darin proben und werkeln.
Das Haus verfällt zusehends - vor über einem Jahr dann legte die Handwerkskammer ein Sanierungs- und Nutzungskonzept vor.
Denn es muss sich etwas ändern, findet Handwerkskammer-Chef Andreas Brzezinski (55): "Aktuell fährt man das Gebäude ein Stück weit auf Verschleiß. Wir wollen es sanieren und darin Angebote zur Berufsorientierung einrichten, mit Co-Working-Räumen und Werkstätten für Schüler, Azubis und angehende Unternehmer."
Problem nur: Noch hat die Stadt keinen Verkaufsbeschluss gefasst. Und wie aus einer Antwort an Stadtrat Steffen Kaden (54, CDU) hervorgeht, haben die Kreativen inzwischen selbst Kaufinteresse bekundet!
Gegenüber TAG24 erklärt Sprecher Lucca Miró Heymel-Münzner (24): "Im Februar haben wir unser Konzept vorgelegt. Wir wollen das Gebäude als Band- und Werkstatthaus erhalten. Bei der Sanierung wollen wir nach Dringlichkeit priorisieren."


Beide Kaufinteressenten warten auf Entscheidung der Stadt

Finanziert werden soll die Sanierung über Spenden, Veranstaltungen, Fördermittel, außerdem über Eigenleistung. Groll gegenüber der Handwerkskammer hegen sie nicht: "Wir verstehen voll und ganz das Anliegen der Kammer. Unser eigentliches Problem ist der Mangel an Proberäumen in Dresden. Aktuell suchen 150 bis 200 Bands einen Raum. Hier muss die Stadt dringend aktiv werden und neue Räume schaffen."
Umgekehrt versteht auch Kammer-Chef Brzezinski die Musiker, betont: "Es ist vollkommen klar, dass die Kreativszene Räumlichkeiten benötigt."
Für die Handwerkskammer komme deshalb ausschließlich der Standort Meschwitzstraße infrage, weil ihr Campus (mit Mensa und Gästehaus) direkt nebenan liegt. "Uns würde kein Objekt nutzen, das 700 Meter weit entfernt ist. Die Landeshauptstadt muss jetzt als Eigentümer eine Entscheidung treffen."
Die Stadt teilt auf TAG24-Anfrage mit, dass die Entscheidung über die Zukunft der Immobilie "Gegenstand laufender Abstimmungen" sei. Ziel sei der Verkauf des Gebäudes oder die Bestellung eines Erbbaurechts.
Die Finanzmittel zur dringend notwendigen Sanierung habe man im Stadthaushalt nämlich nicht veranschlagen können.
Titelfoto: Holm Helis