Mit einem Bein im Knast: Dresdner Gastronom kämpft nach Prozess um Ruf

Dresden - Als ob Corona nicht schon genug Probleme machen würde ... Auch die beliebte Trödelschänke in der Dresdner Innenstadt ist pandemiebedingt derzeit geschlossen. Doch Geschäftsführer Andreas Hesse (59) plagen noch ganz andere Sorgen.

Andreas Hesse (59), Geschäftsführer der Trödelschänke, will unbedingt seine Unschuld beweisen.
Andreas Hesse (59), Geschäftsführer der Trödelschänke, will unbedingt seine Unschuld beweisen.  © Ove Landgraf

"Ich stehe mit einem Bein im Knast", sagt der Gastronom. Wie ein Löwe kämpft er um seine Freiheit und seinen guten Ruf. "Ich bin kein Verbrecher", beteuert er. Im Oktober wurde Hesse wegen Geldwäsche und Bedrohung vom Landgericht zu über drei Jahren Haft verurteilt. 

Seither versteht er die Welt nicht mehr. 

Laut Justiz stellte er seinem Bekannten Horst L. (64, Name geändert, der Redaktion bekannt) sein Konto zur Verfügung. "Er ist schon immer Pokerspieler gewesen und verdient so sein Geld", so Hesse. "Er kam und bat mich, Gewinne über mein Konto laufen zu lassen. Ich sollte dafür auch Provision bekommen. Ich stimmte zu." 

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Die Gelder flossen auch, bis die Kripo die Konten sperrte.

"Da schwante mir, dass etwas nicht stimmt", sagt Hesse. Laut Anklage habe er gewusst, dass die Gelder von sogenannten "falschen Polizisten" stammten, die von arglosen Rentnern Unsummen ergaunern. Was ihm den Vorwurf der Geldwäsche einbrachte. "Das habe ich nicht gewusst", beteuerte Hesse auch im Prozess.

Es kam noch schlimmer: Laut Anklage bedrohte der Kneiper später im Streit um diese Ungereimtheiten Horst mit einer Waffe. Diesen Vorwurf bestreitet der bislang nicht vorbestrafte Hesse bis heute.

Andreas Hesse leistet Sozialstunden aus Verzweiflung ab

Die Trödelschänke in der Innenstadt erfreut sich - ohne Corona - eigentlich großer Beliebtheit. Nun hat aber der Geschäftsführer ein Problem.
Die Trödelschänke in der Innenstadt erfreut sich - ohne Corona - eigentlich großer Beliebtheit. Nun hat aber der Geschäftsführer ein Problem.  © Ove Landgraf

Und auch Horst L. verstrickte sich im Zeugenstand bei Gericht so massiv in Widersprüche, dass die Justiz prüft, gegen ihn wegen Falschaussage zu ermitteln. 

Übrigens: Horst L. ist mehrfach vorbestraft, derzeit auf Bewährung draußen und hat wegen der "Falsche-Polizisten-Nummer" selbst eine Anklage am Hals. "Und trotzdem reichte es dem Gericht, ihm zu glauben und um mich zu verurteilen. Was darf der denn noch alles behaupten?", fragt Hesse entsetzt. Sagt aber gleich dazu: "Ich glaube noch an den Rechtsstaat. Und ich werde jedes Mittel, das ich habe, nutzen, um meine Unschuld zu beweisen." 

Deshalb ist er auch in Revision gegangen.

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Solange das Urteil nicht rechtskräftig ist, bleibt er freilich auf freiem Fuß. Hat aber schon das nächste Problem: "Ich bekam ein Ordnungsgeld über 400 Euro wegen einer Führerscheinsache", so Hesse, der das Geld nicht aufbringen kann, weil seinerzeit alles beschlagnahmt wurde. 

"Ich bat die Staatsanwaltschaft um Freigabe wenigstens dieses Geldes", so der Gastronom. "Abgelehnt. Ich bat um Stundung. Abgelehnt. Stattdessen soll ich acht Tage in Ersatzhaft!", so Hesse, der nach einem Schlaganfall als schwerbehindert gilt. 

In seiner Verzweiflung leistet er jetzt Sozialstunden ab, um dieser Ersatzhaft zu entgehen. 

Titelfoto: Ove Landgraf

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