Nach tödlichem Zusammenstoß am Großen Garten: Warum gilt die Stelle nicht als "Unfallhäufungspunkt"?

Dresden - Drama im Berufsverkehr: An der Ecke Lipsiusstraße/Stübelallee kam Montagfrüh ein Motorradfahrer bei einem Unfall ums Leben. Obwohl an gleicher Stelle häufiger Verkehrsteilnehmer zu Schaden kommen, gilt der Verkehrsabschnitt weiterhin nicht als Unfallschwerpunkt - warum eigentlich nicht?

Der Motorradfahrer (†75) fuhr aus der Lipsiusstraße auf die Stübelallee, um auf der gegenüberliegenden Spur Richtung Karcherallee zu fahren. Dabei wurde er seitlich vom Transporter gerammt.  © Olaf Rentsch

Der Dresdner (75) wollte mit seiner BMW-Maschine aus der Lipsiusstraße kommend auf die Stübelallee fahren, von dort aus weiter Richtung Karcherallee in den Tag starten.

"Dabei wurde er von einem Opel Vivaro (Fahrer: 59) erfasst, der von links kam", berichtet ein Polizeisprecher.

26 Einsatzkräfte der Feuerwachen Striesen und Altstadt waren vor Ort. Reanimationsversuche blieben erfolglos, der Biker starb noch am Unfallort an der Schwere seiner Verletzung. Stadteinwärts blieb die Stübelallee über Stunden komplett gesperrt.

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Die Stelle gilt bei Dresdner Bürgern als heikel, sind doch bei schwierigen Sichtverhältnissen sowohl Auto- als auch Straßenbahnspuren zu queren, zudem Radfahrer und Fußgänger zu beachten.

Dennoch listet der aktuelle Verkehrssicherheitsbericht der Landeshauptstadt weder die Stübelallee insgesamt noch diese konkrete Ecke als gefährlichen Knotenpunkt auf.

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Der 59-jährige Fahrer des Transporters musste nach dem schockierenden Zusammenstoß psychologisch versorgt werden.  © Roland Halkasch

Arbeit der Verkehrsunfallforschung nicht mehr "zeitgemäß"

Henrik Liers (44), Geschäftsführer der Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden.  © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Um eine Verkehrsstelle zu einem "Unfallhäufungspunkt" zu erklären, müssen im Umkreis von 50 Metern innerhalb eines Jahres fünf Unfälle des gleichen Typs passieren oder in drei Jahren fünf Unfälle mit Personenschaden, erklärt Unfallforscher Henrik Liers (44):

"Wir bei der Verkehrsunfallforschung arbeiten ausschließlich retrospektiv, sammeln also Daten und Fakten erst nach den Unfällen. Das ist nicht mehr zeitgemäß."

Die im Nachhinein ausgewerteten Fakten würden zudem selten mit dem "subjektiven Empfinden des Bürgers" hinsichtlich der Gefahren im städtischen Straßenverkehr übereinstimmen, so Liers.

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Daher empfiehlt der Experte, "präventiv zu arbeiten", die Meinung der Bürger in die Diskussionen miteinzubeziehen, und verweist auf das zuständige Amt der Landeshauptstadt.

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