Dem Antisemitismus entgegentreten: Jüdische Gemeinde bittet Dresdner Stadtrat um Hilfe

Dresden - Wie treten Stadt und Stadtgesellschaft Antisemitismus entgegen? Mit dieser Frage beschäftigte sich am heutigen Donnerstag der Stadtrat auf Antrag der Grünen.

Moshe Barnett (27) ist Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden. Er sprach am Donnerstag im Stadtrat.
Moshe Barnett (27) ist Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden. Er sprach am Donnerstag im Stadtrat.  © Holm Helis

"Antisemitismus ist vielfältig", sagte Agnes Scharnetzky (37, Grüne). Es gehe etwa um das Wort "Jude" als Beleidigung, die Gleichsetzung von Corona-Schutzmaßnahmen und NS-Verbrechen, um Sachbeschädigungen an jüdischen Einrichtungen.

Oder auch um körperliche Angriffe auf Demonstranten, die ihre Solidarität mit Israel in der Innenstadt zeigten. Laut Sachsen-Monitor sind antisemitische Einstellungen in der sächsischen Bevölkerung beängstigend weit verbreitet.

Die SPD ließ den Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden, Moshe Barnett (27), sprechen: Eine jüdische Gemeinde sei auch ein Ort für jüdische Küche, Musik und Theater.

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Er bat um Unterstützung, die jüdische Kultur verbreiten und teilen zu können. "Wir glauben daran, dass man jemanden nicht hassen kann, den man kennt".

Freie Wähler warnen vor "Muslimen mit judenfeindlicher Grundhaltung"

Die einzelnen Stadtratsfraktionen bezogen Stellung zum Thema Antisemitismus.
Die einzelnen Stadtratsfraktionen bezogen Stellung zum Thema Antisemitismus.  © Holm Helis

Eine demokratische Gesellschaft dürfe nicht wegsehen, wenn Menschen in Gruppen sortiert und abgewertet werden, mahnte die FDP.

Laut den Freien Wählern lebten heute rund 700 Juden in Dresden, denen eine immer größer werdende Anzahl Muslime gegenüberstehe. Deren religiöse Grundhaltung sei judenfeindlich ausgeprägt.

Die AfD ließ Artur Abramovych (28) sprechen, den Bundesvorsitzenden der Vereinigung "Juden in der AfD", der vor der "Masseneinwanderung von Antisemiten" warnte.

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Nur eine liberale Gesellschaft gebe Juden Sicherheit, so die CDU. Die Linke regte an, die Verwaltung interkultureller zu machen, jüdische Belange besser zu berücksichtigen.

Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (46, Linke) nannte es ein ausdrückliches Ansinnen, jüdisches Leben gut zu begleiten und Initiativen zu unterstützen.

Gedenken der Opfer in Dresden

Vor 79 Jahren wurde Auschwitz befreit.
Vor 79 Jahren wurde Auschwitz befreit.  © Matthias Fischer
OB Dirk Hilbert (52, FDP) wird anlässlich der Gedenkfeier für Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust ein Blumengebinde am Denkmal "Figurengruppe" niederlegen. (Archivbild)
OB Dirk Hilbert (52, FDP) wird anlässlich der Gedenkfeier für Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust ein Blumengebinde am Denkmal "Figurengruppe" niederlegen. (Archivbild)  © Eric Münch

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz.

Am Samstag (genau 79 Jahre danach) findet um 18 Uhr eine öffentliche Gedenkfeier für Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust im ehemaligen Richthof der Gedenkstätte Münchner Platz statt.

Gedenktage "dienen vor allem dazu, die eigene Verantwortung für die Gestaltung der Gegenwart zu erkennen und wahrzunehmen", so OB Dirk Hilbert (52, FDP).

Er wird wie weitere Gäste und auch Repräsentanten des Freistaates Blumengebinde am Denkmal "Figurengruppe" niederlegen.

Titelfoto: Montage: Holm Helis (2)

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